Das Kartell

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Inhaltsangabe:

Der Chef eines mexikanischen Drogenkartells, Adan Barrera, sitzt in einem Hochsicherheitsgefängnis in den USA. Durch einen geschickten Deal mit den Behörden schafft er es, in ein Gefängnis nach Mexiko verlegt zu werden – ein Gefängnis, das er praktisch in der Hand hat. Von dort aus kann er sich ungestört seinen Geschäften widmen, sein Kartell wieder fest in die Hand nehmen und auf den Mann ein Kopfgeld aussetzen, der ihn gefasst hat. Dies ist Agent Art Keller, ehemaliger Freund von Adan Barrera und nun sein Todfeind. Doch Art Keller ist nicht so leicht zu fassen und es entbrennt ein Duell, bei der sich beide Seiten gegenseitig ohne Gnade jagen ...

Zu dem Buch gibt es einen Vorgänger: „Tage der Toten“

Meine Meinung zum Buch:

Ich habe „Tage der Toten“ nicht gelesen, kam aber trotzdem sofort in die Geschichte hinein. Es ist also nicht Voraussetzung, den Vorgängerroman zu kennen.

Die Jagd oder besser gesagt: der Krieg zwischen den beiden Kontrahenten Barrera und Keller zieht sich über mehrere Jahre hin. Aber zu keiner Sekunde verliert das Buch an Spannung, immer wieder müssen sich beide auf neue Gegebenheiten einstellen und ich habe atemlos verfolgt, wie sich die beiden absolut ebenbürtigen Gegner in die Zange nehmen. Der Showdown ist dann ein echter Kracher, der kaum Zeit zum Luft holen lässt.

Bedrückend wirkte auf mich, wie das Funktionieren des mächtigen Drogenkartells beschrieben wird. Korruption macht fast alles möglich, und das reicht bis in höchste Kreise hinein. Für die Macht wird alles geopfert, auch persönliche Werte (falls die jemals vorhanden waren). Das hat mich schon sehr frustriert und ich fürchte, das ist nicht nur Fiktion sondern sehr, sehr nah an der Wahrheit. Schon die Namensliste am Anfang des Buches lässt einen Böses ahnen: der Autor widmet das Buch den Journalisten, die im Kampf gegen die Drogenmafia ihr Leben verloren haben. Und die Namensliste ist sehr lang. Ich habe gelesen, dass der Autor für diesen Roman viele Jahre recherchiert hat, daher liegt der Gedanke nahe, dass die beschriebenen Zustände tatsächlich so vorzufinden sind.

Der Autor schon den Leser auch nicht bei der Beschreibung, wie brutal und menschenverachtend dieser Krieg gegen die Drogen geführt wird. Es gibt viele Tote und das Sterben wird nicht geschönt. Man lässt sich bestechen oder man stirbt. Da musste ich schon manchmal schlucken, denn natürlich möchte ich als Leserin, dass es wenigstens noch ein paar anständige Menschen schaffen, die Oberhand über die Drogenkartelle zu behalten. Doch der Autor schont auch seine Leser nicht. Das hinterlässt natürlich bei aller Spannung auch einen bitteren Nachgeschmack beim Lesen.

Die Personen auf beiden Seiten, insbesondere natürlich Barrera und Keller, sind sehr gut beschrieben. Auch wenn man es nicht möchte, man kann sogar Barreras Motive nachvollziehen, auch wenn man sie natürlich nicht gut heißen kann. Der Autor bleibt seinen Figuren gegenüber neutral, es ist dem Leser überlassen, welche Meinung er sich bilden möchte und inwieweit er sich in die Geschichte hineinziehen lassen möchte. Das gefällt mir sehr gut, denn es regt mehr zum Nachdenken über Mittel und Motive an, als wenn die Welt einfach schwarz-weiß gezeichnet wird.

Ich kann das Buch sehr empfehlen, allerdings ist es keine locker-leichte Sommerlektüre, sondern ein knallharter und brutaler Drogenthriller, der das Vertrauen in die Menschheit schwer erschüttert.

Viele Grüße von Annabas