Das Kartell

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern
silvandy Avatar

Von

Inhalt:
Als Don Winslows Meisterwerk gilt der monumentale Roman "Tage der Toten" über den Drogenkrieg in Mexiko, für den er sechs Jahre lang intensiv recherchierte. Nun ist Art Keller, der berühmte US-Drogenfahnder aus "Tage der Toten", zurück. Mit großem Erfolg hat er sich darangemacht, in die Strukturen der mexikanischen Drogenmafia einzudringen. Mit so viel Erfolg, dass die Drogendepots aufflogen und die Narcotraficantes die Jagd auf ihn eröffneten. In "Das Kartell" wird Art Keller feststellen, dass das Drogen- und Waffengeschäft unfassbare Dimensionen angenommen hat und der Feind aus einer ganz unerwarteten Richtung kommt.

Meine Meinung:
Den Vorgänger „Tage der Toten“ habe ich nicht gelesen und man muss den Vorgängerband auch nicht kennen, um dieses Buch zu verstehen. „Das Kartell“ war mein erstes Buch von Don Winslow und es kommt mit seinen 832 Seiten schon so richtig mächtig daher. Man sollte sich aber von der Seitenzahl nicht abschrecken lassen, denn die Geschichte hat mich bereits nach den ersten Seiten mitgerissen.
Ich fand den Schreibstil ganz gut und die Geschichte ist recht flüssig erzählt. Wenn man sich einmal auf die Erzählungen im Präsens eingelassen hat, ist das kein Problem. Es gibt immer wieder kurze Rückblicke in die Vergangenheit. Ich fand diese Wechsel des Tempus recht abwechslungsreich.
Anfangs fand ich die Handlung noch etwas vorhersehbar, aber das änderte sich rasch und das Buch hat mich in seinen Bann gezogen. Ich habe wirklich jede freie Minute gelesen, weil ich das Buch nur ganz schwer weglegen konnte.
Der Autor hat die Geschichte sehr lebendig erzählt und er verfügt über ein schier unerschöpfliches Wissen über den Drogenkrieg in Mexiko. Man merkt dem Buch an, dass der Autor hier viel Herzblut investiert hat und der Geschichte eine sehr umfangreiche Recherchearbeit zugrunde liegt. Dies zusammen ergibt ein Lesevergnügen der Extraklasse, dem sich der Leser – trotz der 832 Seiten – nicht entziehen kann. Dieses Buch sticht damit ganz klar aus der Masse an Thrillern heraus.
Der Autor schildert den brutalen Krieg, den die Drogenkartelle untereinander führen – und das wirklich minutiös. Im Drogenhandel zwischen Mexiko und den USA werden Milliarden von Dollar umgesetzt. Diese Buch beinhaltet alles was ein guter Thriller benötigt: Es geht um Geld, um Macht, um Moral, um Mord, aber auch um Intrigen, um ein tödliches Netz aus Gewalt und Korruption, sowie um Rache und Ehre.
Adan Barrera will nach seinem spektakulären Ausbruch aus dem Gefängnis zurück auf den Thron seines Kartells. Dabei geht er sehr erfindungsreich vor.
Der Leser sollte sich durchaus bewusst sein, dass es hier um ein eiskaltes, hartes und äußerst blutiges Geschäft geht, das sehr viele Tode zurücklässt.
Don Winslow lässt die Grenzen zwischen Gut und Böse verschwimmen. Der Leser bringt für so manche grausame Tat der unterschiedlichsten Personen wie beispielsweise dem Killer Chuy, dem korrupten Journalisten und auch der Vorgehensweise von Art Keller durchaus Verständnis auf.
Don Winslow hat ein Epos geschaffen. Erschreckend und doch sehr realistisch. Zugleich spiegelt der Roman seine Wut auf die Regierungen und Geheimdienste, Armeen und die Polizei wider.
Der Leser stellt zurecht seinen Glauben an das Recht in Frage, denn angesichts der geschilderten Verflechtungen von Politik, Polizei und Armee mit dem Drogenkartell ist man schlichtweg sprachlos.
Der Autor hat es geschafft, dem Leser Einblicke in menschliche Grausamkeiten vor Augen zu führen. Er hat Menschen hervorgehoben, die bereit sind, für eine gerechtere Welt zu kämpfen. Andererseits wird dem Leser auch vor Augen geführt, dass für Macht ein Menschleben keine Rolle spielt und beliebt ausgelöscht wird.
Fazit:
Ein absolut lesenswerter Thriller - brutal, aber real und sehr gut recherchiert - , der aus der Masse der gewöhnlichen Thriller ganz klar hervorsticht.