Das Kartell – ein Krieg ohne Gewinner, ein Krieg ohne Ende

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stefan_c Avatar

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Cover:
Schwarzer Hintergrund, roter Titel und ein Häufchen Weißes Kokain, mehr braucht das Cover nicht um den Blick auf sich zu ziehen.

Inhalt:
Im Prolog, Guatemala - 2012, wird der Leser gleich Zeuge eines „geheimen“ Einsatzes von Söldnern gegen Drogenhändler. Doch es kommt anders als erwartet, der Überraschungsangriff endet bevor er eigentlich gestartet ist. Der Hubschrauber, mit an Bord ist Art Keller der sich als „Herr der Grenze“ in der Drogenbekämpfung einen Namen gemacht hatte, wird getroffen und gerät ins trudeln.
Der Rücksprung ins Jahr 2004 beleuchtet die Personen, um die es im Buch geht. Auf der einen Seite Art Keller, der sich in ein entlegenes Kloster in der Wüste zurückgezogen hat und sich dort um seine Bienenvölker kümmert. Er hat jahrelang die Drogenkartelle Mexikos bekämpft und sich viele Feinde gemacht. Doch sein Kampf gegen die Drogenbosse hat immer wieder neue, mächtige Kartelle hervorgebracht, die er bekämpfen musste. In der Abgeschiedenheit der Wüste, inmitten der schweigenden Mönche hat er etwas Ruhe gefunden, aber er weiß dass diese Zeit begrenzt ist. Als er überraschend Besuch von Tim Tayler, einem CIA-Agenten, bekommt weiß er dass seine Zeit in der Wüste vorbei ist. Er erfährt von dem 2 Millionen Kopfgeld welches von Adán Barrera auf ihn ausgesetzt wurde und verschwindet aus dem Kloster.
Adán Barrera, einst der mächtigste Drogenboss Mexikos, sitzt zur gleichen Zeit in einem Hochsicherheitstrakt im Gefängnis von San Diego ein. Er wird in der Einzelhaft besonders bewacht und hat einen sehr strukturierten Tagesablaug, der durch den Besuch seines Anwalts durchbrochen wird. Seine schwerstkranke Tochter Gloria ist gestorben und Adán gibt Art Keller die Mitschuld an ihrem Tod. Über seinen Anwalt lässt er ein Kopfgeld von zwei Millionen Dollar aussetzen. Adán beschließt an der Beerdigung seiner Tochter teilzunehmen. Dazu geht er mit den Bundesbeamten einen Deal ein, er beschließt auszupacken und den Behörden Informationen zu liefern, ein Verräter zu werden. Eine der Bedingungen die er den Behörden stellt ist die Überstellung nach Puente Grande, einem mexikanischen Gefängnis. Dort wird er von seinem Cousin Diego Tapia in Empfang genommen.
Barrera nutzt die Zeit im Gefängnis um seinen Wiedereintritt als Drogenkönig vorzubereiten. Im Gefängnis hat er großzügige Räumlichkeiten und Möglichkeiten, die er sich mit seinen Millionen erkauft hat. Als die Zeit gekommen ist „bricht“ er aus dem Gefängnis auf um vor Ort seine ehemaligen „Plazas“ wieder unter seine Kontrolle zu bringen.
Es ist der Anfang einer langen und vor allem blutigen und mit vielen Toten gepflasterten Zeit. Adan Barrera und sein wohl schwerster Gegenspieler Ochoa schrecken vor nichts zurück um ihre Macht und ihren Einfluss zu festigen.
Art Keller, der seinen ehemaligen Widersacher Barrera vernichten will, lernt auf schmerzhafte Weise, dass auch vermeintliche Freunde auf der Lohnliste der Drogenkastelle stehen.

Fazit:
Don Winslow hat es schon wieder getan, mit der Fortsetzung seines Bestsellers „Tage der Toten“ führt er die Geschichte um den „Herr der Grenze“ Art Keller weiter. Don Winslow greift keine Klischees auf, er hält sich mit seinen Handlungsplätzen, Hintergründen und Protagonisten sehr nah an der Grenze zur Realität auf. Gewiss einige Handlungsstränge sind erfunden, geben dem Ganzen jedoch einen Schliff, doch viele Orte und/oder Personen gibt oder gab es in der Realität. Der finale Schauplatz in Dos Erres (Guatemala) z. B. war 2012 in Wirklichkeit Schauplatz eines Massakers. Ebenso lässt sich im Internet einiges über die „Zetas“ recherchieren.

Don Winslow hat auf 830 Seiten einen sehr gut recherchierten, knallharten und mitunter brutalen zweiten und finalen Teil geschrieben. Winslow zeigt die Verbindungen zwischen den einzelnen Kartellen, die Verbindungen zu kleinen Polizeibeamten bis hin zu den höchsten Ämtern auf. Er zeigt einen Kampf auf, der auf absehbare Zeit nicht zu gewinnen ist.

Der Schreibstil ist sehr detailliert, aber selbst brutale Szenen betrachtet man eher als Außenstehender oder Beobachter, man wird nicht Teil der Geschichte, wie bei anderen Thrillern, sondern sammelt Informationen über die handelnden Personen und deren Schauplätze.

Don Winslow hat sein Buch „Das Kartell“ den Journalisten gewidmet, die in Mexiko ermordet wurden oder spurlos verschwanden.