Grandioses Gesamtwerk

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anman1 Avatar

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"Das Kartell" liefert dem Leser vor allem Bilder, teilweise äußerst abstoßend, teilweise aber auch sehr schön. Und ,wie für Don WInslow typisch, haben auch Waffen und Kampf ihren Platz in dem Roman gefunden.

Inhalt:
Als es Adán Barrera, einem bedeutenden Drogenboss, durch einen genialen Coup gelingt, aus dem Hochsicherheitsgefängnis Puente Grande auszubrechen, nimmt Art Keller die Jagd wieder auf. Art Keller arbeitet für die amerikanische DEA und ist schon lange mit Adán verfeindet.
Adán nimmt sein altes Geschäft wieder auf, also den Drogenhandel im ganz großen Stil) und er schafft es immer wieder Keller zu entkommen. Und dann taucht auch noch eine weitere Unbekannte in dem "Spiel" auf, nämlich die "Zetas". Diese sind auch im Drogengeschäft tätig und überziehen Mexiko nach und nach mit Krieg und Terror. Darunter leidet Mexiko extrem, sodass sich Keller und Barrera zu einem Bündnis gegen sie durchringen und so vorerst ihre Feindschaft ruhen lassen.

Der Roman bietet teils sehr brutale Bilder und Szenen, woran man sich aber mit der Zeit gewöhnt. Don Winslow schreibt sehr kurzweilig und spannend, sodass man das Gefühl hat, dass jede Textpassage ihren Sinn und Zweck im Gesamtgefüge hat.
So ergibt sich ein gemischtes Bild. "Das Kartell" ist facettenreich: er bietet dem Leser stimmungsvolle Bilder und Eindrücke, bringt zum Lachen, Nachdenken, lässt einen angewidert wegsehen und zum großen Teil fesselt es den Leser.
Besonders gut gelungen (und auch sehr traurig) finde ich die Geschichte von Pablo Mora, einem Journalisten aus Juárez. Hier kommen die Tragik und Ausweglosigkeit seiner Situation sehr gut zur Geltung, zumal sie sehr authentisch ist.
Der Umfang von mehr als 800 Seiten mag zwar künftige Leser abschrecken, aber hier kann ich Entwarnung geben. Der Schreibstil ist abwechslungsreich und spannend, genauso wie die Geschichte. Die Charaktere sind toll ausgestaltet und die Szenerie kommt gut zur Geltung. So sind 800 Seiten auch kein Problem mehr.
Eine Kritik muss ich aber noch anmerken: Teilweise wird zu umfangreich über die Morde berichtet, dass es schon etwas abstumpft und langweilig wird. Manchmal wäre eine Straffung daher die bessere Lösung gewesen.

Aber alles in allem ist es ein absolut gelungener Roman, der einem einen tieferen Einblick in die mexikanische "Narcoszene" liefert und darüberhinaus auch sehr spannend zu lesen ist. Klare Leseempfehlung, auch wenn man "Tage der Toten" nicht gelesen hat.