Mexiko

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Seit über dreißig Jahren dauert die Territorialschlacht der Drogenkartelle in Mexiko schon an, als Art Keller , ein namhafter Agent der DEA, das Handtuch schmeißt und in ein Kloster geht, um Bienen zu züchten. Doch die Vergangenheit holt ihn ein. Trotzdem er seinen größten Widersacher, Adán Barrera endlich hinter Gitter wähnt, ist der Krieg um den Stoff in Mexiko heftiger den jäh entbrannt. Nachdem ihn seine ehemaligen Kollegen im Kloster aufspürten um ihn zu einem weiteren Einsatz zu überreden, flieht er auch von dort. Er flieht quer durch Amerika vor seinen ehemaligen Kollegen der DEA und vor dem Killerkommando, das Barrera ohne Zweifel auf ihn hetzen wird. Zwischenzeitlich ahnt Keller, das er sich durch diese zermürbenden Umstände, in der größten Einzelzelle der Welt befindet.
Währenddessen plant Barrera seine „Haftentlassung“. Erst lässt er sich von einem amerikanischen Hochsicherheitsgefängnis in ein mexikanisches verlegen. Als Pfand verrät er seine ärgsten Feinde an die DEA, gleichzeitig besetzt er alle so freigewordenen Stellen in den Kartellen, mit seinen eigenen Leuten. Er infiltriert und besticht vom Gefängnisdirektor bis zur Politik alles, denn er hat ein Ziel. Die von seinem Onkel ins Leben gerufene „Fereración“ wieder auferstehen zu lassen, mit ihm als König der Könige. Ein Herrscher über sämtliche Drogenkartelle und Verkaufswege in Mexiko. Genau dies befürchtet Keller seit langem und versucht alles, Barrera ein für alle Mal unschädlich zu machen. Doch in diesem Haifischbecken aus Drogenschmuggel, Schmiergeldzahlungen, Prostitution und Geldwäsche, schwimmen noch ganz andere Fische mit. Eine schier endloser Kampf, denn es gibt weder gut noch böse….

Don Winslow liefert mit seinem neuesten Thriller ein imposantes Werk ab. Sehr detailliert beschreibt er die Entstehung neuer Drogenkartelle und den damit verbunden erbitterten und blutigen Kampf um Territorien. Dabei vermischt er geschickt Tatsachen mit fiktiven, aber der Wirklichkeit nicht unähnlichen Personen. Belegbare Fakten, sind die Klarnamen der verschiedensten Gruppierungen wie der Los Zetas, oder der Untergruppen Los Lineas, auch diverse Massaker (Hierbei sei stellvertretend das Massaker während einer Geburtstagsfeier in Ciudad Juarez, mit über fünfzehn toten Jugendlichen erwähnt. Nicht einer der Feiernden war in Drogendelikte verwickelt, es handelte sich offiziellen Angaben zu Folge um eine „Verwechslung“!) die im letzten Jahrzehnt in den mexikanischen Hochburgen verübt worden sind, sind perfekt in die Handlung eingefügt. Ein klein wenig zu kurz kam mir die Rolle der Reporter. Da Winslow dieses Buch, der auf den ersten Seiten angeführten über einhundert Reportern widmet, fand ich den Erzählstrang um Pablo Mora ein klein wenig dünn, nichts destotrotz aber auch dramatisch.
Don Winslow ist ein begnadeter Erzähler, der es schafft die kompliziertesten Sachverhalte verständlich und nachvollziehbar darzustellen. Trotz der immensen Komplexität der realen Verhältnisse, bringt Winslow sie für den Leser in einen verstehbaren Zusammenhang. Hier hatte ich dann allerdings meine Schwierigkeiten, denn der Autor lässt nichts aus, sämtliche Gewaltakte werden ebenso detailliert beschrieben wie der Rest der Geschichte. Da der mexikanischen Drogenkrieg gezeichnet ist von Barbareien jeglicher Art, wie Entführungen, Folterungen, Verstümmelungen und Vergewaltigungen ist auch dieses Buch voll davon. So wie der Journalist Pablo in der Geschichte irgendwann resümiert das er schon tausend Leichen gesehen hätte, musste auch ich feststellen das ungefähr so viele hier erwähnt werden, nebst ihres Todes. Es ist ein Gewalt(iges) Buch und man muss schon einiges an Konzentration und Nerven aufbringen um es zu Ende zu lesen. Gerade das letzte Drittel machte mir doch etwas zu schaffen , da die Sinnlosigkeit und die Gewalt irgendwie nicht aufhören wollten, gerade so wie in der Realität…