Sehr packend

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einfallsreich Avatar

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Art Keller, ein US-Drogenfahnder, kehrt in seinen Beruf zurück, um sich am amerikanischen Krieg gegen die Drogen zu beteiligen. Dieser Krieg nimmt in Mexiko jedoch unerwartete Ausmaße an: Korruption und Gewalt beherrschen das Land. Die mexikanischen Kartelle werden zusehends militärisch aktiv, indem sie ihre eigenen Armeen ausbilden. Wer zwischen die Fronten gerät, hat sein Recht auf Leben verwirkt und wird in vielen Fällen brutal hingerichtet. Die Situation gerät komplett außer Kontrolle, bis Art Keller schweren Herzens eine Entscheidung trifft, die über den Ausgang des Krieges entscheiden kann...

Als das Buch ankam freute ich mich zuerst, endlich wieder ein wirklich dickes Buch (830 Seiten) in der Hand zu halten, das vielleicht auch Lesestoff für ein paar Tage bieten könnte. Das Cover sprach mich schon an, weil ich durch die Farbgestaltung nicht nur einen Roman, sondern auch Krimi- oder Thriller-Elemente erwartete. Die Leseprobe hatte mir schon gefallen, obwohl mir der Schreibstil teilweise etwas holprig vorkam, da Winslow im Präsens schreibt und immer wieder kurze Rückblicke in die Vergangenheit liefert. Mich störten diese Tempuswechsel am Anfang des Buches ziemlich, zumal ich die Handlung auf den ersten ~200 Seiten sehr vorausschaubar fand. Danach kam ich aber plötzlich viel schneller voran und auch die Handlung wurde interessanter. Schließlich konnte ich das Buch kaum noch zur Seite legen und las in jeder freien Minute weiter.
Erstaunlich finde ich immer noch die Realitätsnähe. Da mir bestimmte Bezeichnungen und Ereignisse bekannt vorkamen, begann ich, mehr über die weiteren Tatsachen zu recherchieren - dies ist etwas, was das Buch für mich zu einem besonderen Werk macht. Man merkt, wie viel Zeit und Mühe dahinter steckt. Die Thematik ist zwar nicht neu, aber die Realitätsnähe verhilft ihr zu zusätzlicher Dramatik und rüttelt den Leser auf. Zwischenzeitlich zweifelte ich, ob der Krieg wirklich so weit eskalierte, bis ich herausfand, dass dies auf Tatsachen beruhte.
Mir gefielen auch die Charaktere sehr gut. Besonders die Gegenspieler Art Keller und Adán Barrera sind sehr gut ausgearbeitet und nachvollziehbar in ihren Handlungen. Eine meiner Lieblingsfiguren im Buch war außerdem der Journalist Pablo Mora, der wie aus dem Leben gegriffen wirkt: scheinbar kein großer Held, aber stets um das Wohl seiner Freunde und seines Sohnes bemüht, heimatverbunden und vollkommen erfüllt von seinem Beruf.

Alles in allem kann ich das Buch wirklich empfehlen. Die Figuren und die Handlung sind sehr genau ausgearbeitet und ergeben ein stimmiges Gesamtbild. Durch die Länge des Buches findet man in diese Welt hinein und lernt, was es bedeutet, in einer solchen Umgebung zu leben. Für mich war das Buch nicht nur als Lesestoff wertvoll, sondern auch als Denkanstoß.