Sehr realistisch

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meldsebjon Avatar

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Art Keller und Adan Barrera waren einmal gute Freunde. Inzwischen hat es sie aber auf verschiedene Seiten verschlagen, die gerne als gut und als böse bezeichnet werden, was aber eine grobe Vereinfachung wäre. Art Keller arbeitet für die Polizei der USA und Adan Barrera ist Teil der mexikanischen Drogenmaffia. Seit Jahren bekämpfen sie einander. Vor einiger Zeit ist Keller auf eine ziemlich miese Tour ein entscheidender Schlag gegen Barreira gelungen. Er hat ihn auf amerikanischen Boden gelockt, wobei er als Lockmittel die Krankheit seines Sohnes benutzt hat. Seitdem sitzt Barreira in einem amerikanischen Hochsicherheitsgefängnis. Da hindert ihn aber nicht, weiterhin kräftig an den Fäden zu ziehen, um sein mexikanisches Kartell auszubauen. Als sein Sohn dann stirbt ist das der Anlass für ihn, seinen Aufenthalt in Amerika zu beenden. Für ihn ist es durchaus so einfach, wie es sich jetzt hier darstellt. Man gibt etwas Geld aus und schon gibt es weder Gitter noch Grenzen.
Natürlich besinnt sich die amerikanische Regierung auf Keller, der über ein gewaltiges Insiderwissen verfügt und auf dessen Kopf jetzt eine Menge Geld ausgesetzt ist. Gegen seinen betonten Willen zieht er wieder in den Kampf. Barreira hingegen behauptet, keinen Anspruch auf eine besondere Machtposition innerhalb der Kartelle haben zu wollen, setzt aber dennoch alles daran, diese nach Kräften auszubauen. Beide gehen gnadenlos über Leichen, um die jeweiligen Ziele zu erreichen.Die Grenzen zwischen Gut und Böse verschwimmen zusehends.
Don Winslow hat hier wieder einen Roman in epischer Breite geschrieben, der sehr ins Detail geht und deshalb auch nicht kürzer ausfallen durfte. Die äußerst komplizierten Verflechtungen sind für den Leser nachvollziehbar dargestellt, was aber einer gewissen Konzentration bedarf. Viele der ausführlich geschilderten Grausamkeiten hätte ich lieber nicht gelesen. Diese scheinen aber der Realität geschuldet zu sein, denn wenn man genau hinschaut, liest man in der Tageszeitung auch nichts anderes.
Fazit: Spannend geschriebener und gut zu lesender Thriller, der leider sehr realistisch ist. Schön ist es nicht, was man da erfährt, aber durch Wegschauen wird es auch nicht besser!