wollen vs. wünschen

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savanna Avatar

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Die Idee ist nicht neu, die Aufarbeitung in unserer modernen Zeit jedoch sehr wohl: Was täte ich, würde mir die Erfüllung dreier Wünsche angeboten? Materialistisch denken (Lottogewinn)? Moralisch handeln (Weltfrieden)? Oder ganz und gar individuell nutzen?

Im Fokus von "Das Leben der Wünsche" steht Jonas - ein sehr durchschnittlicher Thirthysomething der Werbebranche, verheiratet mit zwei Söhnen und einer Freundin neben der Ehefrau - dem genau dies angeboten wird: "Du hast jetzt und hier drei Wünsche frei!"

Thomas Glavinic führt die Leser ohne Umwege in die Geschehnisse und lässt doch ausreichend Raum für feinen Wortwitz. Es bleibt völlig offen, wie diese Begegnung mit dem Fremden das Leben von Jonas weiterhin bestimmen wird und dennoch wird über diesen Moment Spannung aufgebaut. Weniger Spannung, wie es für einen Krimi benannt wird, denn echtes Interesse, wie wird ein Mensch nach einer solchen Situation reagieren?

Als sehr eigen empfinde ich dabei den Schreibstil des Autors, der das gesprochene Wort ohne Hervorhebung in den Fliesstext mit einbaut. Da ich tendenziell kein Freund zu intensiver Dialoge bin, kann ich mich mit diesem Kunstgriff besonders gut anfreunden.

Unbedingt erwähnt werden muss auch die Gestaltung des Covers: Die liegende Frau mit den Zöpfen strahlt etwas sehr Phantasievolles und Sinnliches aus. Nach der Leseprobe nun rätsel ich, ob es sich dabei möglicherweise um Jonas Affaire Marie handeln soll oder ob dieses Bild in freier Kreativität unabhängig von den Protagonsten erstellt wurde? Fakt ist: Ich finde es genau so wunderschön!