Eine besondere, düstere Welt

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Der Mitte dreißigjährige Jonas lebt ein relativ durchschnittliches Leben. Er hat eine Frau, zwei Kinder, einen eher unaufregenden Job und eine Geliebte, mit der er gefühlvolle Zwischenstopps im Alltagsleben verbringt. Eines Tages wird Jonas von einem Mann angesprochen, der ihm wie die gute Fee im Märchen - deren Klischee er aber mit Bierfahne und ungepflegtem Äußeren so gar nicht entspricht - die Erfüllung von drei Wünschen verspricht. Jonas kann durch geschicktes Überlegen die Erfüllung aller seiner Wünsche heraushandeln und wird von dem Mann wieder alleine gelassen.


 

Im Folgenden ändert sich Jonas Leben, aber vor allem ändert er sich. Es beginnt eine sehr subtile Beschreibung dessen, was Jonas sich (oft auch unausgesprochen) wünscht und wie es Schritt für Schritt in Erfüllung geht. Dabei wird bis zum Schluss nicht klar, ob die Veränderungen aus Jonas kommen oder von außen herbeigeführt werden (meiner Meinung nach klar aus Jonas selbst, aber das ist mein ganz persönlicher Interpretationsansatz).


 

Genau das macht für mich den Reiz dieses Buches aus! Glavinic schreibt und entwickelt die „neue Welt“, in der Jonas sich zurechtfinden muss unglaublich intensiv. Entgegen meiner ersten Idee nach der Leseprobe geschieht dieses aber überhaupt nicht plump oder direkt, so nach dem Motto „alles wird gut, ein Zufall passiert nach dem nächsten“, sondern es geschehen auch viele traurige und dramatische Dinge, mit denen Jonas sich konfrontiert sieht und die er sich sicherlich nicht bewusst gewünscht hätte. Als Beispiel sei hier der auch bereits im Klappentext erwähnte Tod seiner Ehefrau genannt. Ein solches Ereignis ist extrem hart und für Jonas auch traurig, aber es ist eben auch der Startschuss in ein komplett anderes Leben – wie er es sich gewünscht hat?


 

Nachts leidet Jonas unter Schlaflosigkeit und wird von geheimnisvollen Träumen und Erlebnissen gejagt, die den insgesamt sehr düsteren Charakter des Buches unterstreichen. Der Autor lässt hier, wie auch im übrigen Buch, jegliche Deutung offen. Dadurch bietet er dem Leser extrem viel Gedankenfreiraum und gibt lediglich den Rahmen vor. Das hat mir sehr gefallen und führte auch dazu, dass mich die Lektüre selbst Tage nach dem Lesen noch nicht losgelassen hat, sondern ich mir immer mal wieder Gedanken über die Bedeutung des Gelesenen mache. Vielen Dank für das Leseexemplar!