Wann sollte man besser aufhören zu wünschen?

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Leerer Stern Leerer Stern
ladybug Avatar

Von

Thomas Glavinic hat mit "Das Leben der Wünsche" einen meiner neuen Lieblinge geschrieben. Das Buch verläuft zwar in ganz anderen Bahnen als man erwarten würde, ist aber trotzdem auf seine eigenartige Art und Weise gut! 

Jonas ein Werbetexter, der mehr Zeit an der Luft als im Büro zu verbringen scheint, trifft einen eher zwielichten Mann im Park. Dieser nicht gerade märchenhafte Dschinn, der aber trotzdem sehr blau zu sein scheint, verspricht ihm spontan drei Wünsche. Nach einigem hin und her äußert Jonas dann auch drei Wünsche. Zuerst passiert noch nichts, doch plötzlich beginnen seine geheimen Wünsche und Verwünschungen sich selbstständig zu machen. Auf Jonas Wegen passieren sonderbare Dinge, seine Frau stirbt und macht Platz für die Geliebte, ein nerviger Fußgänger wird prompt überfahren und sogar die Aktienkurse steigen nach Wunsch. Doch hier müsste Jonas schon auffallen, dass langsam alles aus dem Ruder gerät, denn er wird durch seine Wünsche nicht glücklicher, im Gegenteil er wird immer ruheloser und apathischer bis er sich schließlich und letztendlich selbst ins Verderben stürtzt.

Man darf hier nicht mit einem Thriller rechnen, es ist keiner. Vielmehr rührt das Buch in dem Leser, nach den eigenen Wünschen. Was würde passieren, wenn all unsere Unbedachten Wünsche plötzlich wahr würden? Würden wir dann etwa in einer Wunscheuphorie ersticken? Würden wir vorsichtig wünschen? Was würden wir uns wünschen?

Durch die intelligente und komplexe Sprache baut der Autor eine Analyse der Gesellschaft auf, eine Welt in der Fantastik und Realität zu nah beieinander liegen. Gefährlich ist es für den Menschen in dieser Welt sich leichtfertig etwas zu wünschen, doch auch lernen tut er nichts.

Unser Protagonist scheitert am eigenen Glück, er wird krank vor Glück, jeder Wunsch macht ihn kränker.

Das Buch würde von mir alle Sterne bekommen, wenn ein paar Fragen geklärt werden würden und das Ende nicht ganz so abstrus wäre. Auch den Wunschverteiler hätte ich gerne noch einmal getroffen, über ihn erfahren wir Leser leider nichts mehr, man lässt uns alleine und grübelnd zurück. Noch nach der letzten Seite muss man über dieses Buch nachdenken und weiß nicht recht woran man ist und genau das macht es ja auch aus!