Wie das Leben spielt

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chaosbaerchen Avatar

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Echte Wünsche sind in einer tieferen Bewußtseinsebene und haben nicht viel mit dem bewußt gesteuerten Willen gemeinsam, aber eben auch nicht mit dem Zufall, dem man alles Unerklärliche gerne zuschiebt.

Das muss auch der Protagonist des Romans "Das Leben der Wünsche", Jonas, erst noch erfahren.

Der Roman beginnt mit folgender Ausgangssituation:

Der Mittdreißiger Jonas arbeitet recht unmotiviert in einer leicht heruntergekommenen Werbefirma, ist schon einige Jahre mit Helen verheiratet und hat mit ihr zwei Söhne im Vorschulalter. Seiner Ehe ist im Laufe der Zeit der "Kick" verloren gegangen und den holt er sich bei seiner Geliebten Marie, die ebenfalls verheiratet ist und einen kleinen Sohn hat. Wirklich zufrieden ist er mit dieser Situation nicht, glaubt er doch, Marie sei die perfekte Frau an seiner Seite. Diese teilt diese Ansicht zwar grundsätzlich, hat jedoch nicht genug Mumm, um sich von ihrem bisherigen Leben zu lösen.

Nun passiert etwas Unvorhergesehenes, nicht unbedingt Alltägliches:

Jonas begegnet ein Mann, der ihm drei Wünsche erfüllen will. Was zunächst märchenhaft und unglaubwürdig klingt, gewinnt mit Jonas Entscheidung, sich die Erfüllung all seiner Wünsche zu wünschen, eine interessante Wendung. Es ist zu diesem Zeitpunkt völlig unklar, wie dieser Wunsch umsetzbar sein soll, ohne dass man den Boden der Realität verlässt.

Spätestens nachdem ein Lotterielos, das als eine Art Testprojekt herangezogen wird, sich als Niete entpuppt, und kurze Zeit später die Aktienkurse unerwartet steigen und Gewinne auf dem Konto sichtbar werden, bekommt der Leser einen Eindruck davon, in welche Richtung sich alles entwickeln kann. Dass Zufall und Schicksal schwer zu unterscheiden sind.

Das Buch ist in drei Teile unterteilt. Der erste Teil ist eine Art Erkenntnisphase und endet mit Helens Tod und einer Offenbarung. Im zweiten Teil, den ich als Entwicklungsphase bezeichnen möchte, schaut man dabei zu, wie sich so manch unerklärlicher Handlungsstrang klärt und eine Richtung bekommt. Der dritte Teil ist dann letztlich ein Zieleinlauf.

Die Sprache ist sehr flüssig und der Spannungsbogen wird durch eingestreute (zunächst) unerklärliche Phänomen immer wieder genährt. Einzig das Fehlen der Anführungszeichen bei der direkten Rede ist gewöhnungsbedürftig.

Mir gefällt an dem Roman besonders gut, dass er so realistisch ist, obwohl der Anfang unwirklich anmutet. Man ist mit dem Protagonisten auf einer Ebene, erlebt alles aus seiner Perspektive. So spielt das Leben nun mal - muss man alles erklären können?