Anders als erwartet

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jacky1304 Avatar

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Ich habe mich im Vorfeld sehr auf dieses Buch gefreut, zum Einen, weil ich japanische Literatur äußerst spannend finde, zum Anderen weil mich die Story sehr angesprochen hat. Leider bin ich aber nicht ganz glücklich geworden, als ich das Buch zugeklappt habe.

Die erste Schwierigkeit waren für mich die Namen. Manchmal wird der Vorname genannt, dann der Nachname, ein andermal der komplette Name oder sogar Spitzname. Das ist für deutsche Leser äußerst verwirrend und hat meinen Lesefluss gestört, weil ich mich ziemlich konzentrieren musste, um nichts zu verwechseln.
Wenn das Thema des Identitätstauschs dann anfängt, geht es erst richtig los. X ist eigentlich Y, der wiederum vorher Z war… da hätte ich mir am Liebsten Notizen gemacht.
Für japanische Leser wird das allerdings kaum ein Problem darstellen, weshalb ich den Kritikpunkt nur bedingt in die Bewertung einfließen lassen kann.

Dann kam mir die Zainichi-Thematik in einigen Teilen des Buches deutlich zu häufig vor. Klar ist die Diskriminierung nordkoreanischer Japaner ein wichtiger Aspekt und sollte auch auf jeden Fall erwähnt werden. Es seitenlang gefühlt 5x pro Seite zu lesen, war mir dann aber doch zu viel.

Nun zum Positiven:

Die Geschichte ist sehr interessant und auch toll geschrieben. Wenn man von den o.g. Problemen absieht, kommt man zügig durch die Story.
Die Charaktere fand ich gut dargestellt. Besonders Kido ist mir ans Herz gewachsen, auch wenn ich nicht alle seine Entscheidungen nachvollziehen konnte. Wie er sich in den Fall reinkniet, obwohl er in der Kanzlei mehr als genug zu tun hat und dazu schlecht für die Recherche bezahlt wird, hat mir imponiert.
Auch die Beziehung zu seinem Sohn fand ich gut beschrieben und zu keinesfalls oberflächlich. Die Probleme in seiner Ehe kamen mir manchmal zu kurz, waren aber allesamt nachvollziehbar.

Das Cover finde ich sehr ansprechend. Im Laden hätte ich dem Buch definitiv Beachtung geschenkt, weil es einfach mal etwas komplett anderes ist. Und nachdem man die Geschichte gelesen hat, finde ich die Wahl des Covers durchaus passend.

Alles in allem eine interessante Geschichte mit Tiefgang, die an manchen Stellen jedoch Verbesserungspotential hätte. Wer mit der Thematik der Namen weniger Probleme hat als ich, dürfte durchaus seine Freude an dem Buch haben. Besonders für Fans von asiatischer Literatur ist es definitiv zu empfehlen.