Interessante Idee, die mich leider nicht gepackt hat

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johannar Avatar

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"Das Leben eines Anderen" hat mich zunächst wegen der spannenden Idee, auf der die Geschichte basiert, gepackt: Was passiert, wenn man das Leben mit einer Fremden Person tauscht? Rie's Leben wird auf den Kopf gestellt, als sie nach dem Tod Ihres Mannes Daisuke erfährt, dass dieser eigentlich jemand ganz anderes war. Es stellt sich heraus, dass er seine Identität getauscht hat. Den Rest des Buches verfolgt man die Geschichte aus der Perspektive des Anwalts Kido, welcher sich der Aufgabe annimmt, die Beweggründe für einen solchen Identitätstausch zu finden und vor allem die Frage zu klären, was aus dem Richtigen Daisuke geworden ist und wer der Mann war, der sich als dieser ausgegeben hat?

Auf den ersten Seiten hat mich die Geschichte schnell in ihren Bann gezogen. Die Japanische Erzählweise hat etwas besonderes und magisches an sich. Allerdings verlor mich die Geschichte dann etwas, als sich der Hauptteil hauptsächlich aus der Perspektive von Kido abspielt. Ich konnte keine wirklich Bindung zu dem Charakter aufbauen. DIe Gefühlslage von Rie und wie die mit dem plötzlichen Fund über ihren Ehemann umgeht, kam mir etwas zu kurz.

Dennoch hat die Geschichte zum Nachdenken angeregt. Zum einen fand ich es spannend über die Beziwhung zwischen Japanern und Koreanern zu lernen. Kido erzählt oft, wie es ihm als Zainichi (in Korea geborener) in Japan ergangen ist. Auch psychologisch hat die Geschichte einiges zu bieten. Kido beschäftigt es sehr, inweiweit die Vergangenheit einen Menschen formt und was passiert, wenn man seine eigene Vergangenheit plötzlich austauscht.

Alles in allem eine schön geschrieben Geschichte, die durchaus zum Grübeln anregt, wie weit es im Leben kommen muss um seine eigene Geschichte abzulegen und gegen eine andere Geschichte einzutauschen. Letzlich haben sich für mich Teile des Buches allerdings etwas in die Länge gezogen und mich zu wenig mitgerissen.