Kann man mit einer getauschten Identität ein neues Leben beginnen?

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Leerer Stern
tsubame Avatar

Von

"Das Leben eines Anderen" ist ein faszinierender Roman. Eine Frau muss nach dem plötzlichen Unfalltod ihres Mannes feststellen, dass sie mit jemandem verheiratet war, der sich die Identität eines Anderen angeeignet hatte.

Der Betrug fliegt auf, als der älteste Bruder anlässlich des ersten Todestages auf Einladung der Witwe zu Besuch kommt und darauf besteht, dass der Mann auf dem Foto des Verstorbenen nicht sein Bruder ist. Rie, die Frau des Betrügers, bittet daraufhin den Anwalt Akira Kido um Hilfe. Er soll herausfinden, mit wem sie all die Jahre verheiratet war und was für ein Mensch der Mann gewesen ist, den sie als Taniguchi Daisuke kennengelernt hat.

Kido begibt sich auf die Suche und deckt dabei die Vergangenheit des falschen, gleichzeitig aber auch die des echten Taniguchi Daisuke auf.

Das Buch ist anders als man vermuten könnte, kein Detektivroman, auch wenn die Suche natürlich den Kern der Geschichte bildet. Es ist vielmehr eine Auseinandersetzung mit essentiellen Fragen wie der, was man eigentlich einbüßt, wenn man seine Identität mit jemandem tauscht. Kann man seine Vergangenheit für immer begraben? Und was macht das mit der Liebe? Braucht es für die Liebe eine Vergangenheit?

Mir hat die Lektüre gut gefallen. Sie gibt Einblicke in die japanische Kultur, spricht Diskriminierungserfahrungen der Japaner mit koreanischen Wurzeln ( Zainichi) an und wirft höchst interessante Fragen auf.

Ich hoffe, dass dies nicht das einzige Buch bleibt, das von Keiichiro Hirano ins Deutsche übersetzt wurde. In Japan wurde der Roman bereits verfilmt und kommt im Herbst in die dortigen Kinos.