Kühl und distanziert

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jazzhero Avatar

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Minderheitenkonflikte in Japan, hautnah am Protagonisten zu erleben, ist spannend und zugleich auch traurig. Rassismus ist allgegenwärtig. Und vor allem bemerkenswert, auf was für Ideen man alles kommen kann, wenn man rassistisch angemacht wird oder direkt durch die Geburt durch die Kindheit hindurch aufgrund der Taten der Eltern vorbelastet ist und einem kaum Wege zur Lösung des nicht selbst herbeigeführten Problems einfallen. Um hier ein Beispiel zu nennen, das aber kein Spoiler darstellt: Ein Baby wird von den Eltern verlassen und muss sich damit durch das ganze Leben kämpfen schon bei der Geburt von den beiden, die es am meisten lieben sollten, verstoßen worden zu sein und so zu keinem Menschen Vertrauen und Liebe aufbauen kann.

Kido, der Anwalt, der einen Betrug, in dem Menschen die Leben untereinander tauschen, aufdecken soll, lebt in Japan und kennt sein sogenanntes "Heimatland" Korea gar nicht und hat dennoch in 3. Generation schon als "Fremder" zu leiden.

Wenn man nicht in Japan bewandert ist, muss man viele Orte/Städte erst einmal recherchieren, um sich einzuordnen, wo sich die Protagonisten nun befinden etc. Das Handy immer in griffbereiter Nähe zu haben, war hilfreich.

Auch die Namen haben mir ein bisschen Probleme bereitet, sodass ich hierfür ein Blatt Papier mit Notizen bereit gelegt habe.

Stilistisch schreibt Hirano sehr flüssig. Der Roman ist auktorial geschrieben. Allerdings in einem Punkt auch sehr offen, was mich gestört hat. Außerdem stört eventuell der kühle und distanzierte Ton.

Fazit: Es war allerdings ganz anders als was ich erwartet habe. Man muss sehr konzentriert lesen, um herauszufinden, wer am Ende eigentlich wer war. Ich hatte mehr Action und weniger Politik erwartet. Dennoch interessant. Bisher wusste ich vom Konflikt zwischen Japan und China. Hier lernte ich etwas über den Konflikt zwischen Koreanern und Japanern. Für Literaturbegeisterte zu empfehlen. Es ist im Grunde ein wirklich äußerst wichtiges Buch, das auf jeden Fall jeder mindestens einmal im Leben lesen solle. Aber im Großen gehe ich nicht davon aus, dass sich weltweit etwas im Bezug zu Rassismus ändern wird. Schade.