Langweilig

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sursulapitschi Avatar

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Wenn einem bei einem Buch das Ende nicht mehr groß interessiert, sagt das eigentlich alles. Dieses Buch hat mich nach etwa zwei Dritteln verloren.

Dabei ist das Thema spannend. Nach dem Tod ihres Ehemannes fallen Rie Ungereimtheiten auf. Er scheint nicht der zu sein, als den sie ihn kannte, aber wer ist er dann? Rie beauftragt den Anwalt Kido, Nachforschungen anzustellen und je mehr der ermittelt, desto irrwitziger wird es.

Kann man Identitäten tauschen? In Japan hat man ein Familienregister, eine Art Mittelding zwischen Stammbaum und Schufaauskunft. Wenn man das weitergibt, ist man offiziell nicht mehr vorhanden. Warum sollte man das tun? Können Menschen tatsächlich ein neues Leben anfangen, indem sie behaupten, jemand anderes zu sein? Ist das dann ein wirkliches Leben?

Hier bekommt man eine Art Kriminalfall mit philosophischem Hintergrund, der grundsätzlich interessant ist, der aber im Verlauf zerfasert. Spätestens beim dritten Identitätstausch mit neuen Verwandten und komplizierten japanischen Namen, fleht man als Mitteleuropäer um Gnade.

Kido selbst wird auch gründlich durchleuchtet, vermutlich um uns zu zeigen, dass jeder an einer Stelle seines Lebens mal gerne jemand anderes wäre. Leider hat Kido nur ein paar schnöde Eheprobleme, die weder interessant sind, noch glaubhaft eine Lebenskrise darstellen.

Der Erzählstil ist distanziert, eine ganz eigene Mischung aus nüchtern und geschwätzig. Man bekommt durchaus japanisches Flair einen Eindruck vom Leben dort. Nur geht das unter in einem Wust von Schlenkern und sinnenden Betrachtungen.

Dieses Buch hat mich bald gelangweilt, gegen Ende sogar geärgert.