Nicht überzeugt

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katrinb Avatar

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Das Cover in seiner metallisch-grauen Farbgestaltung wirkt auf mich sehr kalt und leblos, wozu das doppelte, spiegelbildlich angeordnete Profilbild eines Mannes mit geschlossenen Augen noch beiträgt.
In dem Buch wird das Thema "Identitätsdiebstahl" verhandelt. Der Scheidungsanwalt Kido wird unversehens mit dieser Problematik konfrontiert, als eine Frau ihn aufsucht, deren verstorbener Mann nicht derjenige war, der er zu sein vorgab. Kidos fördern ein komplexes System von Identitätsdiebstahl zutage.
Der Schreibstil ist nüchtern und fast dokumentarisch. Bei Stellen wie
"Seinen Ursprung hatte (das Familienregister) in dem im siebten Jahrhundert nach chinesischem Vorbild angelegten Ritsuryo-System, das zum Zweck der Steuererhebung und Aufrechterhaltung öffentlicher Sicherheit geschaffen worden war" frage ich mich, ob sich das Original genauso hölzern liest.
Hölzern und nicht glaubwürdig wirken auf mich auch die vorgestellten Personen. Ob es an der Fremdartigkeit von japanischer Literatur, am Unvermögen des Autors oder an der Übersetzung liegt? Ich konnte mich mit keiner einzigen Figur verbinden.
Ein Pluspunkt ist, dass der / die Leser*in einiges Interessante über die japanische Kultur und Gesellschaft erfährt. Die Diskriminierung koreanischstämmiger Japaner*innen bis in die dritte Generation und darüber hinaus ist wohl immer noch ein großes Problem in diesem Land und wird mehrfach erwähnt und ausführlich erläutert.
Detektivgeschichte, Kritik an der herrschenden Gesellschaft und philosophische Überlegungen über die Frage nach der Identität - der Roman versucht sich an vielen Themen und kann dabei für mich weder inhaltlich noch sprachlich überzeugen.