Kurzweilige Zeitreise

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moosmutzel Avatar

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2006 war ich meiner Jugend zwar schon etwas entsprungen, aber die prägende Zeit im Leben endet ja nicht mit der Pubertät und so kann ich mich gut an die Anfänge meiner 20er erinnern und an den Rausch, der durch's Land ging, als die WM im eigenen Land stattfand. Es brachte mich öfter zum Schmunzeln, von Handys, die endlich eine Kamerafunktion hatten zu lesen oder von StudiVZ und ausgetauschten ICQ-Nummern, ich kann meine heute immer noch auswendig.

Wenn ein Fußballer ein Roman schreibt, ist das ja erst einmal eine eher ungewöhnliche Sache, gefällt mir vom Grundgedanken her aber definitiv besser, als die manchmal fast inflationsartig auf den Markt geschmissenen Biographien irgendwelcher 30-jährigen Ex-Profis, die ihr ganzes Leben noch vor sich haben, von daher aus dem Grund schon einmal ein Pluspunkt von mir.

Der Protagonist Chris Kramer ist 15 und durchlebt all die üblichen Probleme aus dieser Zeit, Anerkennung in der Gruppe, die erste Liebe, der Scheidweg zwischen Amateur- und Profisport, man leidet mit, hat man die eigene Zeit damals doch auch nicht vergessen. Während die Zeit heute nur so davon rast, erschien einem die Jugend doch wie eine nicht enden wollende Lebensphase. Ich glaube, das macht sie auch so prägend für uns. Man sagt, die Zeit zwischen 1 und 20 Jahren vergeht genauso schnell, wie die Zeit zwischen 20 und 80. Mittlerweile glaube ich das sofort.

Ich bin sehr schnell durch das Buch geflogen, der Schreibstil ist einfach (passt daher zu den Erzählungen eines 15-jährigen), aber ansprechend, man ist sofort in der Geschichte drin und am Ende war ich erstaunt, dass hier eigentlich nur drei Tage abgehandelt werden, es fühlt sich gar nicht danach an.

Inwieweit hier biographische Details von Christoph Kramer enthalten sind, darüber habe ich im Detail nicht recherchiert, ich vermute eine Mischung aus allem, ein paar nachweisliche Parallelen gibt es ja schon. Wie auch immer, ein kurzweiliges Buch, nichts für einen Literaturnobelpreis, aber angenehm zu lesen, vielleicht gerade auch, weil es so viel an die eigene Jugend und die damals oft riesig erscheinenden Probleme erinnert, über die man heute so manches mal schmunzeln muss.