Die unerträgliche Leichtigkeit des Seins ...

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samy74 Avatar

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aus der Sicht einer englischen Hausfrau.

Ceri Radford, stellvertretende Chefredakteurin des Telegraph, hat aus ihrer Kolumnen-Protagonistin Constance die Heldin ihres ersten Romans gemacht. Wobei die Titulierung "Heldin" zunächst einfach nicht zutreffend erscheint. Constance lebt ihr beschauliches London-Vorort-Leben wie schon viele Hausfrauen zuvor, nach Regeln, die durchaus aus dem vorletzten Jahrhundert stammen könnten. So sieht sie sich in ihrem eintönigen Alltagstrott mit hausfraulichen Aktivitäten immer häufiger von der eigenen Familie ins Abseits geschoben. Der Ehemann verbringt seine Tage bei der Arbeit in London, der Sohn wohnt schon länger nicht mehr Zuhause und verweigert sich sämtlichen Verkupplungsversuchen der Mutter vehement und die Tochter letztlich bringt Constance´s Verständnis von Ehre und Anstand weit über den Rand hinaus. Die schlampige Haushaltsangestellte samt Zwillingsschwester, wohlstandsgefährdete Freunde und der eigenwillige aber knackige Gärtner, sowie ein nicht immer ganz heimlicher Verehrer runden das Bild des drohenden Untergangs der "guten, alten Zeit" letztlich vollends ab.

 

Das besondere an der Geschichte, die dem Leser schon recht früh dieses gewisse "das kann einfach nicht lange gutgehen-Gefühl" offenbart, ist definitiv die Erzählweise, da sich die Autorin hier ganz gezielt ein zum Kontext stehendes modernes Medium, nämlich den Blog, bedient. So schreibt Constance ihre Erlebnisse in ihr anonymes Online-Tagebuch und der Leser wird, ganz ohne besonderes Zutun, zum neugierigen Voyeur. Stellenweise überkommt einem beim Lesen auch das Gefühl der Machtlosigkeit, da viele Wendungen dem Leser schon viel früher klar werden, während Constance noch naiv-verklärt ihrem alten Trott erliegt. Doch keine Sorge, für die überraschende Wendung wird ebenso gesorgt, wie für insgesamt ein paar amüsante Lesestunden mit Constance und den ihren.