Ein nettes Bild

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Dominic Smith' „Das letzte Bild der Sara de Vos“ erzählt verschiedene Geschichten, die doch alle zusammenhängen. Im einen Erzählstrang geht es um die an Sarah van Baalbergen angelehnte Sara de Vos. Sie wurde im 17. Jh. als erste Frau in die Lukasgilde der Maler aufgenommen, von der jedoch kein Bild erhalten blieb (zumindest keins, bei dem das bekannt wäre). Der erste Erzählstrang im 17. Jh. ist mit den beiden anderen in den 1950er Jahren und 2000 durch de Vos' Gemälde „Am Saum eines Waldes“ verbunden, genauer gesagt seine Entstehung und seine Fälschung. Gemeinsam ist den Strängen auch, dass sowohl die Protagonistin des 17. Jhs. (Sara de Vos) als auch die des 20. Jhs. (Ellie Shipley) sich in der von Männern klar dominierten Kunstwelt durchzubeißen versuchen.
Gleichzeitig ist beider Sehnsucht dennoch „die wahre große Liebe“.

Smith' Sprache enthält schräge Vergleiche (so zum Beispiel als er schreibt, dass „Geschiedene mit Kopfhörern wie Usambaraveilchen im Treibhaus“ säßen), die zugleich aber auch ein Gemälde der jeweiligen Zeit abgeben (wer kennt heute noch Usambaraveilchen?). Das gelingt zugegebenermaßen bei den beiden jüngeren Erzählsträngen besser als bei dem des 17. Jhs. Nebenbei lernt man auch einiges über das 17. Jh. bzw. die Kunstwelt, so z. B. dass Frauen im 17. Jh. ihre Bilder nicht signieren und datieren durften, weshalb so vieles aus der Kunstwelt im Dunkeln bleiben wird und Raum für Spekulationen lässt. Und die Kunstwelt ist offensichtlich Smith' Element: hier blüht er regelrecht auf, aber nachdem das Buch allein durch die Haptik und das Zitat des Boston Globe (zuerst lege man das Buch vor lauter Spannung nicht aus der Hand und später nicht, weil man das Ende hinauszögern wolle) sehr hohe Erwartungen geweckt hatte, blieb letztlich nur „ganz nett“.