Kunst und Liebe

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alphafrau Avatar

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Der Roman "Das letzte Bild der Sara de Vos" stammt von dem amerikanischen Autor Dominic Smith, der in Australien aufgewachsen ist. Im Mittelpunkt steht das Gemälde "Am Saum des Waldes" von Sara de Vos, die 1631 als erste Malerin in die Meistergilde in Amsterdam aufgenommen wird. Dreihundert Jahre später ist nur ein einziges ihrer Gemälde erhalten geblieben. Das Bild hängt über dem Bett eines reichen, etwas ruhelosen New Yorker Anwalts. Ohne böse Absichten kopiert eine junge Australierin das Bild. Doch die Kopie wird in Umlauf gebracht, mit erschütternden Konsequenzen. Jahrzehnte später treffen die beiden Bilder, die Fälscherin und der Anwalt noch einmal aufeinander …

Der Roman beginnt ganz ungewöhnlich, nämlich mit einer Bildbeschreibung des Gemäldes "Am Saum des Waldes", das eine nahezu unbekannte und vergessene niederländische Malerin im 16. Jahrhundert geschaffen hat.

Auch das Cover nimmt diese Thematik auf. Es ist raffiniert gestaltet und, erinnert mich an einen losen Vorhang. Es verhüllt mehr als es enthüllt. zeigt das Bild nur ansatzweise und lässt viele Einzelheiten hinter einem Schleier verschwinden. Der aufmerksame Betrachter erkennt eine Szene, die einem typischen Genre-Bild entnommen sein könnte. Es herrscht eine winterliche Abendstimmung, und mehrere Menschen gleiten auf Schlittschuhen über das Eis.

Der Titel "Das letzte Bild der Sara de Vos" ist gut gewählt und macht auf die zugrunde liegende Geschichte neugierig. Der Titel wird in grünen Druckbuchstaben in Szene gesetzt, die auf eine gewisse Affinität zum Wald hindeuten könnten. Der Name des Autors erscheint ebenfalls in Druckbuchstaben, die in einem dunklen Gold-Ton schimmern und die Verbundenheit mit der Erde spiegeln.

Der Roman spielt auf mehreren Handlungs- und Zeitebenen, die kunstvoll miteinander verwoben werden. In dem ersten Erzählstrang steht Sara de Vos im Mittelpunkt. Der Autor schildert wichtige Momente aus ihrem Leben und zeigt ihre große Begabung, die sie immer den Interesse der Gilde unterordnen musste. Der zweite Handlungsstrang spielt in den 1950er Jahren und erzählt von dem Anwalt Marty de Groot, der das Originalbild besitzt und einem raffinierten Kunstraub zum Opfer fällt. Durch gründliche Recherchen kommt er auf die Spur der Fälscherin; sie verliebt sich in ihn, aber er verleugnet seine Gefühle und konzentriert sich nur auf seinen Plan. Der dritte Handlungsstrang spielt zur Jahrtausendwende und führt zu einer letzten Begegnung zwischen der Fälscherin und dem Anwalt, die durch den Kunstraub untrennbar miteinander verbunden sind.

Der Autor Dominic Smith hat einen gehobenen, bildhaften Sprachstil. Seine Fachkenntnisse blitzen immer auf, wenn es um die Darstellung des komplizierten Kunsthandels, aber auch die Beschreibung von komplexen Malvorgängen geht. Leider fehlt mir manchmal die emotionale Tiefe; die Malerin Sara de Vos lässst sich nicht richtig fassen und bleibt eine vage Gestalt.

Insgesamt kann ich diesen anspruchsvollen Roman allen Lesern empfehlen, die sich für Kunst und die Rolle der Frau in der Malerei interessieren und eine unkonventionelle Liebesgeschichte zu schätzen wissen.