Spannende Verwicklung über Jahrhunderte hinweg

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Gefälschte Gemälde; eine holländische Künstlerin; eine gescheiterte Ehe; eine talentierte Frau im 17. Jahrhundert, die um Anerkennung durch ihre Gilde kämpft; ein Kunstraub; eine falsche Identität.

Dies und noch viel mehr findet sich im Roman „Das letzte Bild der Sara de Vos“ von Dominic Smith. Die Schicksale der zwei Hauptpersonen Marty, dessen wertvollster Kunstbesitz unter mysteriösen Umständen durch eine Fälschung ersetzt wird, und Ellie, die ihre Dissertation über eine Künstlerin schreibt, von der nur wenige Werke bekannt sind; sind verbunden mit der Geschichte der Sara de Vos, die im 17. Jahrhundert Kunstwerke malt und versucht, ihre Familie über Wasser zu halten.

Die Handlung spielt sich auf drei verschiedenen Zeitebenen ab: 1636/37, 1957/58 und im Jahr 2000. Alle handelnden Personen verbindet eines: die Kunst. Ohne zunächst erkennbare Reihenfolge wechseln sich diese Handlungsstränge ab, was den Roman gleichzeitig vorantreibt, aber auch die Handlung aufhält. Einerseits fügen sich die Details auf faszinierende Weise wie Puzzleteile zusammen, andererseits ist man als Leser auch immer gespannt, wie es jetzt in dem einzelnen Zeitabschnitt weiter geht. Während zu Beginn des Buches die Handlung zunächst eher schleppend vorangeht, nimmt sie dann Fahrt auf, so dass man spätestens ab dem ersten Drittel das Buch nicht mehr aus der Hand legen möchte.

Der Autor schafft es, auch einem Kunstbanausen die Schönheit des Malens und der Kunstwerke näher zu bringen. In sehr detaillierten Ausführungen beschreibt er Kunstwerke und ihren Entstehungsprozess. Es mag zuerst befremdlich sein, eine Seite nur Details über ein Bild zu lesen, aber je tiefer man in das Buch und die Handlung einsteigt, desto mehr begeistert man sich selbst dafür. Das Buch besteht vorwiegend aus erzählter Handlung, an einigen Stellen wird diese aber gekonnt unterbrochen durch Dialoge, bevor beim Leser Langeweile aufkommen kann. Lediglich der Anfang ist etwas schwerfällig, aber das gibt sich nach einigen Seiten, wenn die Handlung ins Rollen kommt.

Zunächst war es für mich wirklich schwierig, mitzukommen, in welcher Zeitebene wir uns gerade befinden und was zu der Zeit schon geschehen ist oder erst noch geschehen muss. Der Leser erhält viele Informationen, die man sich selbst zu einem Puzzle zusammensetzen muss. Auch wenn über den Kapiteln jeweils steht, in welchem Jahr die kommende Handlung spielt, so musste ich mich doch anstrengen, mir zu merken, in welcher Reihenfolge alles bisher passiert ist. Doch gerade das machte dann irgendwann der Reiz für mich als Leser aus. Ich war gespannt, was noch alles aus der Vergangenheit aufgedeckt wird und wollte unbedingt verstehen, wie alles zusammenhängt. Spätestens, wenn Marty seine eigenen Nachforschungen über den mysteriösen Schwund seines Gemäldes anstellt, nimmt die Handlung Fahrt auf und ich wollte das Buch gar nicht mehr weglegen. Die Details über Kunst stören den Fluss der Handlung meiner Meinung nach nicht, sondern sind vielmehr notwendig, so dass man auch versteht, worum es wirklich geht. Auch die Atmosphäre der einzelnen Epochen/Zeitabschnitte ist meiner Meinung nach gut gewählt, so dass man als Leser gleich fühlen kann, wie die Charaktere fühlen. Auch wenn viele Personen vorkommen, so ist eigentlich immer klar, wen man hauptsächlich im Auge behalten muss und der Spannungsbogen bleibt bis zum Ende erhalten.


Fazit: Das Buch hat mich sehr überrascht und ich werde es sicherlich nochmal lesen (vor allem jetzt im Wissen des „kompletten Puzzles“ um nochmal alles aufzusaugen, was evtl. schon eine kleine Andeutung (foreshadowing) war. Auch wenn der Anfang etwas schleppend ist, es lohnt sich, weiterzulesen, denn die Verwicklung der drei Zeitebenen und auch die Geschichte ist elegant geschrieben! Ein gelungener Roman für gemütliche Abende!