Champagner, Liebe, Heldentum und Tapferkeit

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dany_87 Avatar

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Der Roman "Das letzte Licht des Tages" von Kristin Harmel thematisiert auf etwa 370 Seiten den 2. Weltkrieg aus der Sicht der Franzosen. Genauer gesagt erfahren wir etwas über die Widerstandsbewegung in der Champagne.
Der Roman spielt auf zwei Zeitebenen und wird immer abwechselnd aus der Sicht von drei Protagonistinnen erzählt.
Zum einen haben wir Ines, die als junge, frisch verheiratete Frau eines Winzers in die Champagne zieht, sich wenig um die Belange der Champagnerherstellung kümmert und sehr sorglos in ihre Zukunft blickt. Im Laufe des Buches und durch den Krief verändert sich ihr Leben sehr stark. Da die Arbeiter des Weinguts von den Nazis in Arbeitslager gesteckt wurden, muss sie plötzlich mit anpacken. Der Krieg treibt Ines und ihren Mann auseinander und ihr sorgloses, leichtes Leben ändert sich immer mehr.
Für mich hat Ines von den drei Figuren die stärkste Entwicklung durchgemacht und bei mir auch immer wieder für wechselnde Gefühle gesorgt. Eine starke Rolle, die man nicht immer mochte.
Auch auf dem Gut lebt Celine. Sie ist auf einem Weingut groß geworden und lebt und arbeitet zusammen mit ihrem Mann Theo für Ines und deren Ehemann Michel. Celine ist Halbjüdin und sieht der Invasion daher von Anfang an besorgt entgegen. Auch hier verändert sich die Beziehung der Eheleute durch den Krieg dramatisch, da wir in Theo einen typischen Mitläufer haben, der lieber die Augen vor der Realität verschließt und bloß nicht auffallen will, während Celine unbedingt für den Widerstand arbeiten möchte.
Neben den beiden Strängen, die im 2. Weltkrieg spielen, begleiten wir Liv, die nach einer schweren Trennung, ihre Großmutter in die Champagne begleiten soll. Nach und nach bekommt der Leser mit, dass diese Stränge zusammen gehören und durch die verschiedenen Sichtweisen setzt sich Stück für Stück ein Gesamtbilder einer Familiengeschichte und einer Geschichte über die Widerstandskämpfer der Gegend zusammen.

Ich fand es gut und wichtig und vor allem auch sehr interessant, etwas über diese Widerstandsbewegung zu erfahren, da ich den 2. Weltkrieg bisher eher aus der Sicht von Menschen, die in Deutschland oder Österreich gelebt haben, betrachtet habe. Mir war beispielsweise bislang völlig unbekannt, dass auch heute noch bekannte Chamapgnerhäuser im Widerstand aktiv tätig waren. Auch die Beschreibungen, wie der Widerstand ablief (Waffenschmuggel, etc) fand ich sehr authentisch.
Die drei Protagonistinnen fand ich differnziert dargestellt und ich konnte mich gut in jede hineinversetzen.
Zu Beginn des Buches wusste ich noch nicht so recht, worauf die Autorin hinauswill, dies hat sich aber nach den ersten 100 Seiten deutlich verbessert und gerade im Mittelteil hat mir die Geschichte gut gefallen, da sie spannend, interessant und mitreißend erzählt war.
Das Ende hat für mich dann leider allerdings einiges kaputt gemacht, da es mir zu kitschig war und auch einfach zu sehr konstruiert und nicht mehr glaubhaft.
Der Schreibstil war flüssig, aber sehr einfach. Hier weiß ich allerdings nicht, ob es an der Übersetzung lag. Oft waren Beschreibungen etwas zu plump.
Auch fand ich das Buch insgesamt etwas überzählt, da man eine bestimmte Sitaution aus Sicht der einen Frau erzählt bekommen hat und sich bereits dort in beide Frauen hineinversetzen konnte und sie dann dennoch nochmals aus der Sicht der anderen beschrieben wurde. Hierdurch ergaben sich leider einige Längen, die es nicht gebraucht hätte.
Und das Cover finde ich leider sehr furchtbar und lieblos gestaltet. Die Geschichte selbst hätte eine geschmackvollere Hülle verdient, denn sie ist es Wert gelesen zu werden und da es hier auch viel um Champagner geht, hätte es ruhig etwas stilvoller sein dürfen.