Da prickelt nichts...

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luisa_loves_literature Avatar

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Champagne in den 1940er Jahren: Inès ist die unfassbar naive und eifersüchtige Gattin eines Champagner-Unternehmers, die mit einer zugegeben nicht einfachen Situation so gar nicht gut umgeht. Im Jahr 2019 benimmt sich Olivia, Anfang 40, auch nicht gerade reif für ihr Alter. Am Ende werden die ab Seite 50 erwarteten Verwicklungen genau wie antizipiert aufgelöst.

Ich wollte diesen Roman unheimlich gern lesen, denn eigentlich liebe ich solche Geschichten: ich mag historische Romane, Verwicklungen, Liebe in Zeiten des Krieges etc. All das habe ich hier irgendwie nicht bekommen. Der Roman ist weder sonderlich gut gemacht, noch überzeugt er durch einen starken historischen Kontext oder gelungene Figurenzeichnung, insgesamt ist er eher enervierend, oberflächlich und vor allem unglaublich vorhersehbar. Sicherlich gehört er in die Kategorie der sogenannten "Unterhaltungsliteratur" (übrigens eigentlich ein Unwort, denn eigentlich darf Literatur ja immer irgendwie unterhalten), aber in der Sparte gibt es dann doch einige Bücher, die die Korken besser knallen lassen, mehr Esprit und Verve an den Tag legen, als dieser.

Der Aufbau der Geschichte sollte eigentlich Spannung bieten, aber die verschiedenen Perspektiven dienen hauptsächlich dazu, durch angezeigtes Wechseln der Fokalisierungsinstanz die Nickeligkeiten der beiden Protagonistinnen in Szene zu setzen, ihre gegenseitige Ablehnung, Minderwertigkeitskomplexe und Rivalitäten.

Inès ist ein unglaublich dummes und einfältiges Wesen, die prompt auch in die Fänge eines Nazi-Kollaborateurs gerät, während Céline die mutige, aufrichtige und überlegene Widerstandskämpferin gibt, die den Widerstand aber eher nebenbei betreibt, da dieser sie auch ihrem Herzensmann näher bringt. Olivia genannt Liv, ist im Jahr 2019 mit einer gescheiterten Ehe und einer neuen Amour befasst, ist aber so mit ihrem aufrechten Gewissen und pubertärem Verhalten ihrer Großmutter gegenüber beschäftigt, dass das obligatorische Happy End für fünf Seiten in Gefahr gerät. Die Figurenkonzeption hat mich so manches Mal an den Rand der Verzweiflung gebracht. Die geschilderten Gefühle wiederholen sich, sind nicht intensiv und komplex genug und versäumen es dadurch, den Leser zu berühren. Die Frauen sind allesamt so einfach gestrickt, dass man einfach erleichtert ist, dass es sich hier nur um Fiktion handelt.

Der historische Kontext bildet eigentlich nur den dramatisch-aufgeladenen Rahmen für diese Geschichte und genauso wird er auch abgehandelt: äußerst konventionell, stereotyp mit Allgemeinplätzen und name dropping - auch da kann und muss einfach mehr sein.

Hinzu kommt noch eine gehörige Note Kitsch zum Ende, die das ganze Drama mit Zuckerrand versieht - für mich leider nur sehr schwer zu verdauen. Gefallen haben mir eigentlich nur die Infos zur Champagnerherstellung...