Enttäuschender historischer Roman

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INHALT
Eine grausame Zeit, ein schrecklicher Fehler und die Hoffnung auf Vergebung:
Frankreich 1940: Als Inés herausfindet, dass ihr Ehemann auf dem Weingut der Familie Flüchtlinge und Waffen für die Résistance versteckt, ist auch sie gezwungen, eine Seite zu wählen. Inés schließt sich dem Widerstand an – und begeht einen schrecklichen Fehler, der das Leben aller auf dem Weingut für immer verändert.
Jahrzehnte später begleitet die junge Amerikanerin Liv ihre exzentrische Großmutter auf eine Reise nach Frankreich. Vom Weingut Chauveau fühlt Liv sich wie magisch angezogen – auch, weil sie spürt, dass ihre Großmutter nicht zufällig hierher wollte. Mithilfe des sympathischen Anwalts Julien Cohn beginnt Liv, die Geschichte des Weinguts zu erforschen. Ihre Recherchen führen sie zurück in die dunkelste Zeit des 2. Weltkriegs, zu einer Geschichte von Liebe und Verrat – und der Hoffnung auf Vergebung.
(Quelle: Knaur)

MEINE MEINUNG
Der historische Roman »Das letzte Licht des Tages« von der amerikanischen Bestseller-Autorin Kristin Harmel erzählt eine dramatische Familien- und tragische Liebesgeschichte im von den Deutschen besetzten Frankreich zur Zeit des 2. Weltkriegs. Angepriesen wird das Buch als ein großer historischer Roman über das 20. Jahrhundert mit einer gefühlvollen, wendungsreichen und atmosphärisch dichten Geschichte, die in der traditionsreichen Champagne angesiedelt ist.
Herausgekommen ist dabei ein überdramatisierter Historienschmöker, der mich leider nicht erreichen und berühren konnte. Enttäuschender Weise dient der historische Hintergrund mit einigen eingestreuten zeitgeschichtlichen Details leider eher nur als eine recht schablonenhafte Kulisse mit den typischen stereotypen Versatzstücken zu rein dramaturgischen Zwecken und war für meinen Geschmack viel zu reißerisch aufgezogen. Hier hatte ich mir doch eher eine sorgsam recherchierte, subtil erzählte und stimmige Hintergrundgeschichte für den während des 2. Weltkriegs spielenden Handlungsstrang erhofft.
Der Roman wird aus zwei unterschiedlichen Zeitebenen erzählt - zum einen aus der Gegenwart im Jahr 2019 und zum anderen in der Vergangenheit in den Jahren 1940 bis 1945. In einander abwechselnden Erzählsträngen erleben wir die Handlung aus den Perspektiven von Inès und Céline auf dem Weingut in der Champagne während des 2. Weltkriegs sowie aus Sicht der in New York lebenden, frisch geschiedenen Liv im Jahr 2019, die von ihrer hochbetagten Großmutter Edith in deren Heimat Frankreich geholt wird. In der in der Gegenwart angesiedelten Rahmenhandlung wird rasch klar, dass die Großmutter ihrer Enkelin Liv ein streng gehütetes Familiengeheimnis möchte und so tauchen wir gemeinsam mit der ahnungslosen Liv in Rückblenden allmählich in die verhängnisvollen Geschehnisse während des Zweiten Weltkrieg auf dem Weingut in der Champagne ein. Ganz nebenbei lässt die Autorin in den Plot auch noch viele interessante Details zur Champagnerherstellung einfließen. Die Autorin hat in ihre teilweise recht melodramatische Geschichte voller Sehnsucht, Enttäuschungen, Missgunst, Schmerz, großer Liebe, Verrat und Verlust rund um ihre zahlreichen Charaktere eine Vielzahl von Verwicklungen und tragischen Wendungen eingebaut, immer wieder gewürzt mit einigen historischen Details zur mutigen Arbeit der Résistance gegen die brutalen deutschen Nazi-Schergen. Äußerst mitreißend und fesselnd ist dies alles auf beiden Zeitebenen geschildert, aber leider auch sehr überzogen und unglaubwürdig.
Die Figuren sind mit ihren Geheimnissen zwar vielversprechend angelegt, aber in ihrer Ausarbeitung nicht besonders gut gelungen. Sie wirken insgesamt sehr eindimensional und agieren im Laufe der Handlung leider sehr naiv, vorhersehbar und klischeehaft, so dass ich mit ihnen absolut nicht warmgeworden bin. Insbesondere das Verhalten von Inès in einer Schlüsselszene war für mich absolut nicht nachvollziehbar.
Routiniert lässt die Autorin ihre Geschichte nach einem letzten unerwarteten Twist schließlich mit einem obligatorischen Happy End und der Auflösung des noch fehlenden Teilchens des tragischen Familiengeheimnisses enden.
Schade, die Ausgangskonstellation für diesen Roman hatte eigentlich einiges an Potential gehabt, doch die Umsetzung konnte mich leider überhaupt nicht begeistern und lässt mich sehr enttäuscht zurück!
FAZIT
Ein melodramatischer Historienschmöker mit einer tragischen Liebesgeschichte und recht eindimensionaler Figurenzeichnung, der mich leider nicht berühren konnte.