Bedrückend und traurig

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Leerer Stern
dingsbaer Avatar

Von

Über die Geschichte an sich möchte ich jetzt nichts schreiben. Denn ich denke, eine kurze Zusammenfassung in ein paar Sätzen wir dem nicht gerecht. Man sollte die Geschichte selbst lesen und sich seine eigene Meinung bilden.

Ich habe schon sehr lange kein Buch mehr von Hera Lind gelesen, das war bisher auch nicht so meine bevorzugte Buch-Richtung. Aber dieses Buch hat mich bewegt, denn das persönliche Schicksal der Protagonisten ist wirklich schlimm. Man kann sich das grauenhafte Martyrium und die Brutalität der Menschen gar nicht richtig vorstellen. Von den "Donauschwaben" und der Region Banat hatte ich bisher auch noch nichts gehört und gewusst.

Der Schreibstil und die Wortwahl sind recht leicht, einfach und flüssig. Am Anfang war ich etwas über die Ausdrucksweise der kleinen Anni überrascht. Man findet aber schnell heraus, dass dies Erinnerungen sind, und von der älteren Anni erzählt werden. Ein wenig hat es mich überrascht und ein klein wenig gestört, das die Autorin sich mitten im Buch quasi zu Wort meldet. Das passte nicht so gut an die Stelle. Vielleicht hätte man es als Vorwort oder so wählen können.

Die Geschichte beruht auf wahren Begebenheiten und die Autorin hat sie aus den Tagebüchern der Protagonistin Anni, die sie auch noch persönlich treffen durfte. Schwierig ist zu erkennen, was nun die Wahrheit ist, also was Anni und ihre Familie wirklich erlebt haben und was die Autorin als Fiktion hinzugefügt hat. Manche Stellen im Buch sind auch nicht ganz nachvollziehbar. So habe ich mich gefragt, warum nur Anni im Kinderheim die Erlaubnis bekommen hat, einmal die Woche von der Oma gepflegt zu werden. Und warum durften nur die Leute aus diesem Lage scheinbar zwischen den Lagern herumgehen? Aber da habe ich dann großzügig hinüber weggeschaut. Oder woher wussten sie auf einmal, das die verschleppten Frau für 5 Jahre im Arbeitslager bleiben müssen? Das wurde vorher nicht erwähnt.

Für das Cover hätte man meiner Meinung nach eine Szene im Winter wählen müssen, da der schwere Abschied und der Beginn der Odyssee ja an einem verschneiten Heiligabend begann.

Die Geschichte geht einem unter die Haut und ist definitiv keine leichte Kost und nicht für Menschen mit schwachen Nerven. Trotzdem ist sie auf eine gewissen Art spannend, denn man möchte unbedingt erfahren, wie es Anni und ihrer Familie gelungen ist diesem Albtraum zu entkommen und in ein halbwegs "normales" Leben zurückzufinden. Und es zeigt, dass es in jedem Krieg und in jedem Land dieser Welt leider grausame Menschen gibt, die Rache üben an wehrlosen und unschuldigen Menschen. Aber es gibt auch die "kleinen, leisen Helden", die mit einfachen und kleinen Gesten Hilfe leisten und Menschlichkeit zeigen. Ich vergebe dem Buch mit gutem Gewissen 4 von 5 Sterne.