Ein beeindruckender Roman, der nachwirkt

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baby17 Avatar

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Mit dem Roman „Das letzte Versprechen“ ist der Autorin ein beeindruckender Roman gelungen, der mir noch sehr lange in Erinnerung bleiben wird.
Wir erleben die wahre Geschichte der 5-jährigen Anni, die von bewaffneten Partisanen von ihrer Mutter getrennt und in ein jugoslawisches Kindeheim verbracht wird. Während ihre Mutter Amalie in ein sibirisches Arbeitslager muss, hält Annis Großmutter auf eindrucksvolle Art und Weise ihr Versprechen, ihr Enkelkind niemals alleine zu lassen. Für Anni ist ihre Großmutter ein wichtiger Anker im Leben, denn auch in der Nachkriegszeit wird ihr Vertrauen in die Menschen immer wieder zerstört.
Die Autorin hat sich diesem sensiblen Thema mit viel Einfühlungsvermögen genähert, ohne das grausame Schicksal der Menschen zu verbergen. Schonungslos ehrlich und auf beeindruckend mitfühlende Weise hat sie Anni und ihrer Familie eine Plattform gegeben, das Erlebte aufzuarbeiten und Gehör zu finden.
Das Buch ist aus unterschiedlichen Perspektiven geschrieben.
Das Leid der Menschen in den Lagern, der Schmerz über den Verlust geliebter Menschen, die Ungewissheit und die Hilflosigkeit konnte ich beim Lesen jeder Seite spüren. Auch wenn man das Ausmaß wohl nur erahnen kann, wenn man es selbst nicht erlebt hat.
Wir lernen eine starke Anni kennen, die nicht einmal nach dem Krieg Ruhe und Frieden findet. Ein kleines Mädchen, das Unglaubliches erlebt hat und dennoch niemanden hat, der ihr hilft, das aufzuarbeiten und einzuordnen. Eine Mutter, die keine Gefühle zeigen kann und eigentlich selbst Hilfe braucht. Man erlebt beim Lesen hautnah, wie die Menschen, eine Mauer um sich herum aufgebaut haben, um sich selbst zu schützen.
Auch über die Geschichte der Menschen aus Banat konnte ich einiges dazulernen.
Ich musste mir beim Lesen immer wieder Auszeiten nehmen, um das Gelesene zu begreifen und zu verarbeiten. Es hat mich emotional eingefangen.
Das Schicksal hat mich sehr berührt und ich kann nur meinen Respekt aussprechen, wie Anni trotzdem ihr Leben immer wieder selbst in die Hand genommen und das Gute im Menschen gesehen hat.
Mein Respekt gilt genauso der Autorin Hera Lind, die den mutigen Schritt gegangen ist und aus einer wahren Geschichte einen so beeindruckenden Roman geschrieben hat. Auch hat sie eine zweite, fiktive Ebene eingefügt, die sich unbemerkt in den Text einfügt. Ich kann sehr gut verstehen, dass dies Zeit gebraucht hat. Es ist ein wichtiges Thema, das niemals in Vergessenheit geraten darf und das wachrüttelt.
Es ist ein Roman, der noch lange nachwirkt.