Gänsehautgarantie!

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roseanne_66 Avatar

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In dem Buch "Das letzte Versprechen von Hera Lind" geht es um ein junges Mädchen mit dem Namen Anni, die von bewaffneten Partisanen in ein jugoslawisches Kinderheim verschleppt wird und um ihre Mutter Amalie, die gemeinsam mit vielen anderen Frauen in ein Arbeitslager nach Sibirien deportiert wird. Als Leser*in begleitet man Anni und ihre Mutter durch die verschiedenen Stationen ihres Lebens und erfährt durch ihre Augen nach und nach von der grausamen Zeit während des zweiten Weltkrieges. Aber auch die Nachkriegszeit wird in dem Roman solide geschildert und man bekommt in der Hinsicht einen kleinen Eindruck davon, mit welchem Leid bzw. welchen traumatischen Erinnerungen Mutter und Tochter zu kämpfen haben.

Das Cover des Buches hat mich gleich von Anfang an in seinen ganz eigenen Bann gezogen und mir außerdem eine bedrückende Stimmung vermittelt, die wiederum unheimlich gut zu der Geschichte passt. Die Gestaltung des Covers finde ich sehr ansprechend, denn besonders das Zusammenspiel der Farben gefällt mir wirklich gut, währenddessen sticht die Umarmung zwischen der Frau und dem Kind im Vordergrund auf eine berührende Weise deutlich heraus.
Da sich der Inhalt viel auf die Zeit während des Krieges und danach bezieht, so handelt es sich dabei auf jeden Fall um ein ernstes bzw. hartes Thema und dadurch wurden bei mir als Leser*in beim Lesen sehr viele Emotionen hervorgelockt.
Trotz der harten Thematik ist es der Autorin souverän gelungen einen Roman zu verfassen, der einem auf schockierende und zugleich berührende Weise die Schrecken der (Nach-)Kriegszeit vor Augen führt.
Durch die abwechselnden Perspektiven von Mutter und Tochter war das Buch für mich nicht nur eine spannende, sondern auch eine aufgelockerte Leseerfahrung.
Zuvor hatte ich noch nie ein Buch von der Autorin Hera Lind gelesen und somit war Das letzte Versprechen mein erster Roman von ihr, aber er wird definitiv nicht mein letzter bleiben.
Ihr Schreibstil ist flüssig und sie erzählt die Geschichte auf eine bildgewaltige und gleichzeitig auflockernde Art, weshalb ich bereits nach wenigen Seiten davon begeistert gewesen bin.
Die Figuren in dem Roman habe ich ziemlich schnell ins Herz geschlossen und mich mit ihnen gemeinsam auf ihre jeweilige Reise begeben, so dass ich währenddessen ganz verschiedene Emotionen gefühlt habe und manche Beschreibungen bei mir tatsächlich eine wahre Gänsehaut ausgelöst haben.
Während des Lesens hatte ich an manchen Stellen die beschriebenen Szenen sogar bildlich vor Augen, was wiederum dazu geführt hat, dass ich mich mit den Figuren unglaublich verbunden fühlte und ihr Leid auf emotionaler Ebene vollständig bei mir ankam.
Anni und ihre Mutter wirkten auf mich sehr authentisch und auch ihre Verhaltensweisen bzw. Handlungen erscheinen mir nachträglich schlüssig, besonders in Betracht ihrer traumatischen Erlebnisse während des Krieges.
Ich als Leser*in fand es spannend die Figuren in dem Roman über längere Zeit hinweg zu begleiten und die verschiedenen Stationen ihres Lebens kennenzulernen, während mir in Bezug auf das Leben im Nachkriegsdeutschland zudem die Augen geöffnet wurden.
Durch den Fakt, dass der Roman nach einer wahren Geschichte erzählt worden ist, so habe ich beim Lesen eine etwas angespannte Haltung eingenommen, die Figuren waren für mich förmlich greifbar und mich hat ständig die Neugier gepackt weiterlesen zu wollen.
Die Geschichte zeigt auf eine eindeutige und eindringliche Weise das Leben eines Kindes und deren Mutter im Nachkriegsdeutschland.
Während die Tochter mit ihrer seelischen Not alleine bleibt, so ist die Mutter durch ihre schweren Traumatisierungen ihrer Tochter gegenüber kalt und verschlossen.
Obwohl der zweite Weltkrieg mittlerweile lange zurückliegt, so wird durch den Roman deutlich, dass das Grauen und Leid der Menschen von damals selbst in der heutigen Zeit nicht in Vergessenheit geraten darf.
Es wird allerdings auch deutlich wie nah Leid und Liebe beieinanderliegen können, indem selbst in traumatischen Situationen auf nahestehende Personen Verlass ist oder einen in den dunkelsten Stunden die Liebe umgibt.
Das letzte Versprechen war für mich nicht nur mein erster Roman der Autorin, sondern in der Hinsicht auch mein erster Tatsachenroman.
Dieses Buch hat bei mir einen Nerv getroffen und daher bin ich im Endeffekt neugierig geworden, um auf alle Fälle noch weitere Tatsachenromane entdecken zu wollen.
Als abschließendes Fazit kann ich das Buch von Herzen weiterempfehlen, also gerade für Leser*innen, die gerne Tatsachenromane lesen oder die nach einer Lektüre suchen, in der es um den zweiten Weltkrieg bzw. die Zeit im Nachkriegsdeutschland geht.
Die Geschichte ist zwar gewiss keine leichte, aber dennoch sollte man sich nicht gleich auf Anhieb von der Härte der Geschichte abschrecken lassen.
Sobald man sich nämlich erst einmal darauf eingelassen hat, so wird man nach und nach unweigerlich in die Geschichte hineingezogen und durch die Erlebnisse im Roman sogar zum Nachdenken angeregt.