Traumatische Lebensgeschichte, authentisch verfasst

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druckdeufel Avatar

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Das behütete Leben der fünfjährigen Anni im Banat wird jäh erschüttert, als gegen Ende des zweiten Weltkriegs ihr Vater zur Wehrmacht eingezogen wird. Bald darauf, Weihnachten 1944, dringen bewaffnete Partisanen in die Häuser des beschaulichen Ortes Lazarfeld ein, wüten und morden und verschleppen Kinder und Frauen.
Hera Lind hat diesem Roman das Tagebuch der Anni Eckardt zugrunde gelegt. Als Ich-Erzählerin verleiht sie der Protagonistin eine Stimme, die ein Leben aufblättert, welches von schrecklichen Erlebnissen und traumatischen Geschehen geprägt ist. Ab und zu bindet sie Originaltexte ein, auch Gedichte, die beispielsweise der Großvater schrieb. Einige Informationen baut sie aus zu Berichten, so erfahren wir einiges über den Einsatz der arbeitsfähigen Frauen in den Kohlebergwerken Sibiriens.
Deutlich wird, dass diese Erlebnisse zu schlimm, zu gewaltig sind, um sie verarbeiten zu können. Der Überlebenskampf, oft nur um Haaresbreite gewonnen, lässt den Menschen nicht mehr los. Bei dem Ausmaß des Leids jener Zeit lassen sich später Therapien nicht realisieren. Außer der des Schreibens. Das tat Anni.
Der Schreibstil des Buches ist mehr als befremdlich. Es wird der kindlichen Perspektive nicht gerecht. Kann es nicht, da ja erst Jahre und Jahrzehnte später der Rückblick festgehalten wird. Zudem ist die Schreiberin emotional äußerst befangen und ungeschult. Diese Eigenarten greift Hera Lind imitierend auf, um so authentisch wie möglich die Persönlichkeit Annis widerzuspiegeln.
Das liest sich nicht besonders erfrischend. Anfangs fesselt das Buch trotz aller Defizite, denn die Geschichte der Donauschwaben im Banat dürfte vielen eher wenig bekannt sein und füllt auf sehr persönliche Weise Wissenslücken. Doch später, als das Wehklagen kein Ende nehmen will, als das allzu reine Herz der Erzählerin ihr immer nur weitere Sorgen und Schläge beschert und sie in die absolute Opferrolle drängt, wird man des Mitleids müde. Dann ist es irgendwann schön, das gelesene Buch endlich zur Seite legen zu können.