Einblicke in eine fremde kalte Welt

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elkestricker Avatar

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Den Roman „Das Leuchten der Rentiere“ von Ann-Helen Laestadius konnte ich von Anfang an nicht aus der Hand legen.
Die Kriminalgeschichte um getötete und misshandelte Rentiere und die Bedrohung eines kleinen Mädchens ist eingebettet in die Beschreibung des Alltags des Samen, die als ethnische Minderheit im Norden Skandinaviens von der Rentierzucht leben.
Der erste Teil der Geschichte spielt im Jahr 2008, als die Protagonistin Elsa neun Jahre alt ist, mitansehen muss, wie ihr Junges Ren getötet wird, den Täter erkennt und von ihm bedroht wird. Aus Angst gibt sie den Namen nicht preis und behauptet ihrer Familie gegenüber niemanden gesehen zu haben.
Das Leben der Samen zeichnet sich durch einen engen Zusammenhalt untereinander und eine Verbundenheit mit ihren Tieren aus. Sie sprechen eine eigene Sprache, die Familienstammbäume werden in Büchern festgehalten, die familiäre Herkunft ist überaus wichtig. Sie leben als Minderheit im äußersten Norden Skandinaviens von der Rentierzucht und stehen in Konkurrenz zur schwedischen Bevölkerung.
Der Alltag wird von den Jahreszeiten bestimmt, man ist im Einklang mit der Natur und schon die Kinder werden schon früh in die Arbeit mit den Tieren einbezogen.
Der zweite Teil spielt im Jahr 2018. Elsa behauptet ihren Platz in der Gemeinde und fügt sich nicht in die althergebrachte Rolle einer samischen Frau. Durch ihren Mut und ihr Auftreten wird man von Seiten der Presse auf die Problematik des Rentierdiebstahls aufmerksam.
Ein weiteres Thema des Romans ist die Problematik des Klimawandels, der gerade auch nördlich des Polarkreises mit höheren Temperaturen eine Anpassung der traditionellen Lebensweise und Rentierzucht erfordert.
Das Alles ist nur Hintergrund für eine spannende Kriminalgeschichte, die wegen der Untätigkeit der Polizei über Jahre hinweg andauert bis es am Ende zu einer unerwarteten Lösung kommt.
Mich hat der Roman begeistert, er war zu keiner Zeit langatmig und ich konnte die Ängste und Gefühle der Protagonistin sehr gut nachempfinden. Ich bin dankbar für den Einblick in diese fremde kalte Welt.