Ein "Schmöker"-Abenteuer

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ilonar. Avatar

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Die Leseprobe verspricht ein richtiges „Schmöker-Abenteuer“, denn in der kurzen Lektüre ist alles angelegt, was ein solches Buch braucht.
Als da sind: Liebe, Triebe, Herz und Schmerz, gewürzt mit dem Aufbruch in eine ungewisse Zukunft und einem neuen Zuhause in Südafrika.
Diesen Eindruck hatte ich beim Anlesen und so ist es auch eingetreten.
Die junge Frances Irvine lebt allein mit ihrem Vater in England, doch als der Vater unerwartet früh verstirbt, steht sie ganz plötzlich vor dem Nichts. Die Familie ihrer Mutter, auch diese lebt schon seit Frances Kindertagen nicht mehr, will nichts von ihr wissen; eine Tante aus der väterlichen Linie erklärt sich unter bestimmten Bedingungen bereit, das junge Mädchen in ihren Haushalt aufzunehmen. In dieser Situation scheint es für Frances das kleinste Übel zu sein, den Heiratsantrag eines ihr beinahe fremden Cousins anzunehmen, der als Arzt in Südafrika lebt. Sie hat diesen Mann nur einmal während eines Besuchs in ihrem Elternhaus erlebt und hegt große Ressentiments gegen ihn. Aber ihre Entscheidung für die Ehe in einem fernen Land scheint ihr alternativlos zu sein.
Mit all ihren Habseligkeiten in einem Schrankkoffer schifft sie sich nach Südafrika ein und bereits die Überfahrt stellt sie vor Herausforderungen, denen sie kaum entgehen kann. Während der Schiffsreise lernt sie William Westbrook kennen, einen charmanten Mann, der mit dem Handel von Diamanten vielleicht auf zweifelhafte Weise sein Geld verdient. Seine Neigung zu Gefahr und Leidenschaft ziehen Frances unweigerlich an, kann sie sich diesem Einfluss auf Dauer entziehen? Und was wird passieren, wenn ihre „Heimlichkeiten“ zwischen zwei sehr unterschiedlichen Gesellschaftsschichten bei den Passagieren der ersten Klasse bekannt werden.
In Südafrika angekommen, wird Frances von Westbrook schwer enttäuscht, die Versprechungen während der Reise gelten plötzlich nicht mehr. So bleibt ihr doch nur die Ehe mit dem Arzt Dr. Edwin Matthews einzugehen. Matthews ist auf eine gewisse Weise ein Besessener. Er will beweisen, dass die wieder häufiger auftretenden Krankheitsfälle unter den schwarzen Minenarbeitern die wieder ausgebrochene Pest ist. Damit aber stört er das Gefüge der Einflussreichen und Mächtigen, der Minenbesitzer und all derer, die am Diamantengeschäft ebenfalls gut verdienen.
Frances kann ihrem Mann kein Verständnis entgegenbringen, zumal seine Uneinsichtigkeit auch ihr persönliches Leben sehr stark beeinflusst und sie vielen Einschränkungen ausgesetzt ist. In dieser Situation trifft sie Westbrook wieder und träumt erneut vom großen Glück.
Der Roman erzählt aus einem sehr interessanten Kapitel Zeitgeschichte der Region Südafrika. Er zeigt auf, wie ausbeuterisch und zugleich menschenverachtend die Kolonialherren agiert haben. Nur der eigene Profit, in diesem Fall aus dem Diamantenhandel, zählte. Die Geschichte hat viele abenteuerliche Elemente, auch die Liebesgeschichte kommt nicht zu kurz, trotzdem wird meines Erachtens ein realistisches Bild vom Leben in der Kolonie in dieser Zeit gezeichnet. Selbst das manchmal naiv wirkende Agieren von Frances wirkt glaubhaft, berücksichtigt man ihre Herkunft aus einer zwar nicht wohlhabenden, aber doch gesellschaftlich der Mittelschicht angehörenden Familie. Ein handwerklich gut gemachter und recht spannender Unterhaltungsroman, so richtig für ein Wochenende auf der Couch – oder später im Strandkorb.