Jennifer McVeigh - Das Leuchten des Fieberbaums

Voller Stern Voller Stern Leerer Stern Leerer Stern Leerer Stern
espérance Avatar

Von

Handlung
Nach einem hefitgen Aktiensturz verliert Frances' Vater sein gesamtes Vermögen und lässt seine Tochter alleine vor einem Schuldenberg zurück. Wirklich etabliert war die kleine Familie in der gehobenen englischen Gesellschaft nie. Als eingewandertem Iren brachten die Menschen der High Society Frances' Vater immer Misstrauen entgegen und auch ihr erging es nicht viel besser. Die Verwandtschaft ihrer verstobenen Mutter akzeptierte sie zwar, doch wahrt immer eine gewisse Distanz. Nachdem sie mit dem Tod des Vaters nun zur Vollwaise geworden ist und sie in London niemand aufnehmen kann, soll sie zu ihrer Tante väterlicherseits nach Manchester ziehen, um dort als Kindermädchen für diese zu arbeiten. In ihrer Verzweiflung - die Tante ist mehr oder weniger ein unsympathischer Tyrann - nimmt sie die zweite Option wahr, die sich ihr bietet; Edwin, ihr Cousin macht ihr nämlich einen Heiratsantrag. Dieser praktiziert als Arzt in Afrika und so beginnt für Frances die lange Überfahrt mit dem Schiff. Sie liebt ihren Verlobten nicht und erliegt sie gleich dem selbstbewussten Chamre des William Westbrook, der im Gegensatz zu Edwin gut aussieht und steinreich ist.

Meine Meinung
Lange habe ich kein so vorhersehbares Buch mehr gelesen. Im Grunde kann man sich jeweils die ersten und die letzten fünf Kapitel durchlesen und sich dann den Rest der Geschichte ohne großen Aufwand selbst erschließen.
Stereotype Figuren und eher plumpe Metaphern und Bilder dominieren hier. Frances ist das verzogene, verwöhnte Kind der gehobenen Klasse. Nach einem fehlgeschlagenen Aktiengeschäft geht ihr Vater pleite, ihre restliche Familie verstößt sie und obwohl sie Edwin jämmerlich und widerwärtig findet, nimmt sie seinen Antrag an und reist ihm nach. Auf dem Schiff, dass sie nach Südafrika bringen soll, trifft sie dann auf Bekannte der englischen Gesellschaft und lernt so auch William kennen, der in den besten Kreisen verkehrt. Am Anfang kann man ihn noch nicht zu 100% einordnen, allerdings ändert sich das schnell. Meiner Meinung nach ist er von der Konzeption her eine der unglaubhaftesten Charaktere, die mir seit langem in einem Buch begegnet sind. Dargestellt wird er als Charmeur, der selbst aus armen Verhältnissen kommt aber durch das Wohlwollen seines reichen und einflussreichen Cousins die soziale Leiter heraufgeklettert ist. Er nimmt sich Frances an, wickelt sie um den Finger und kommt einem doch schon auf Grund seines zwielichtigen Freundes von Anfang an seltsam vor. Diese Merkwürdigkeit steigert sich dann im Laufe des Romans immer weiter und seine Handlungsweisen - scheinbar gegen Ende aufgelöst - sind und bleiben für mich nicht nachvollziehbar.
Edwin ist von Anfang bis Ende das komplette Gegenstück zu William - auch nach der radikalen Entwicklung von Frances Charakter/Weltbild/Einstellung - was auch immer. Es lebe die Schwarz-Weiß-Malerei!
Das einzige, was mir positiv aufgefallen ist, ist die durchaus als schonungslos zu bezeichnende Beschreibung der Lebensumstände in Südafrika. Die Arbeiter in den Diamantminen führten ein Leben in menschenunwürdigen Zuständen, hatten keine Rechte und wurden von den Minenbesitzern absolut ausgebeutet. Hier gibt es keine Beschönigung und einige Passagen sind relativ hefitg zu lesen. Die Verflechtungen mit der Politik durch die Reichweite des Einflusses der reichen Minenbetreiber sind anschaulich und dadurch ziemlich erschütternd dargestellt, sodass immerhin Edwins Lage und seine Handlungsweisen nachvollziehbar illustriert sind.
Ansonsten konnte mich auch der Schreibstil nicht wirklich begeistern. Ganz nett an sich und für leichte Lektüre absolut geeignet. Aber eben nichts besonderes.