Englische Beziehungen

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tochteralice Avatar

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Und zwar nicht nur solche zwischen Paaren: Geschwister spielen eine große und wichtige Rolle in diesem auf zwei Ebenen verlaufenden Roman. Die Protagonistinnen der jeweiligen Erzählstränge, die sechzehnjährige Madeleine, genannt Maddy im Jahre 1939, Fotografin Chloe in der Gegenwart, haben jeweils eine sehr enge Bindung zu den ihrigen: Maddy zu ihrer älteren Schwester Georgina, die nach dem Tode der Mutter quasi deren Stelle eingenommen hat, Chloe zu ihrem jüngeren Bruder Danny, der vollkommen abhängig von ihr ist. Wie gut, dass sie seit einiger Zeit mit der Liebe ihres Lebens, dem fürsorglichen Adrian, verheiratet ist. Oder etwa nicht?

Chloe gerät in Maddys Geschichte hinein, als sie eines Tages den Auftrag für ein Fotoshooting in Summerhill, dem Anwesen von Maddys Familie erhält. Ihr Besuch dort bringt ihr so manche Erkenntnis.

Ich bin eher zufällig an diesen Roman geraten, aber ausgesprochen glücklich über diese Fügung: sagte mir die Autorin Nikola Scott bisher nichts, bin ich jetzt drauf und dran, jedes von ihr bisher verfasste Fitzelchen zu erlesen, so spannend und mitreißend schreibt sie! Falls man mich für allzu ambitioniert hält, sei gesagt, dass "Das Leuchten jenes Sommers" nach "Zeit der Schwalben" erst der zweite Roman der Autorin ist. Hoffentlich aber nicht der letzte, denn für alle Freunde historischer Romane wird dies hier eine ganz besondere Nahrung, eine Delikatesse sozusagen. Nikola Scott ist eine Königin der Eloquenz und des eindringlichen Stils, der auch in der Übersetzung sehr gut rüberkommt, was möglicherweise daran liegt, dass die Autorin ihre Romane zwar in englischer Sprache verfasst, allerdings in Deutschland aufgewachsen ist. Schwer, sich vorzustellen, dass diese ausgezeichnete Übersetzung von Nicole Seifert nicht von ihr abgesegnet wurde!

Wer also ganz, ganz tief abtauchen will in eine unglaublich spannende, gut geschriebene, vielschichtige und berührende Geschichte, ist hier genau richtig! Man sollte sich aber unbedingt den richtigen Moment aussuchen, in dem man sich so richtig einlassen kann auf die atmosphärisch und stellenweise überraschend verlaufende Handlung, auf eindringliche Charaktere und nicht zuletzt auf den Überschwang der Empfindungen, der den Leser während oder nach der Lektüre durchaus auch mal für längere Zeit überkommen kann. Etwas für Freunde des Gefesselt-Werdens, wenn auch nur im literarischen Sinne!