Wunderbarer Schmöker

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waterlilly Avatar

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Nikola Scotts Roman „Das Leuchten jenes Sommers“ ist für mich der Beweis, dass auch eine Geschichte ohne viel Action von der ersten bis zur letzten Seite spannend sein kann.
Im Grunde werden hier zwei von einander unabhängige Handlungen erzählt.
Kurz vor dem zweiten Weltkrieg wartet Maddy sehnsüchtig auf ihre ältere Schwester. Diese kommt jedoch nicht alleine, sondern bringt einige Freunde mit, die sie auf ihrer Europareise kennengelernt hat. Das Leben auf dem englischen Landsitz steht Kopf und die jungen Leute feiern eine Party nach der anderen – bis die Ausgelassenheit ein dramatisches Ende nimmt.
Der zweite Handlungsstrang befasst sich mit der Fotografin Chloe, die einer gewalttätigen Ehe feststeckt. Ich dachte zunächst, wir befinden uns in den 50er Jahren, tatsächlich spielt dieser Teil der Geschichte 2016, nur Chloes Mann ist mit seinen Anforderungen an eine Ehefrau in einer längst vergangenen Zeit hängen geblieben.
Chloe bekommt den Auftrag, ein Foto von Maddy für ihr neues Buch aufzunehmen – und so kreuzen sich die Wege der beiden Frauen.

Von Anfang an hat mich Nikola Scotts Schreibstil begeistert. Es gelingt ihr sehr gut, die Atmosphäre des Buches zu transportieren. Der Charme des englischen Landhauses ist definitiv bei mir angekommen. Auch wenn die beiden Handlungsstränge grundsätzlich von einander unabhängig sind, so haben sie dennoch die zentralen Themen gemeinsam. Maddy und auch Chloe kennen sowohl die besitzergreifende, zerstörerische Liebe eines Mannes, als auch die bedingungslose Liebe zwischen Geschwistern.
Am Ende des Romans überschlagen sich die Ereignisse auf beiden Erzählebenen und es wird spannend wie ein Krimi.
Dies steht im harten Gegensatz zur restlichen Geschichte. Insbesondere der Rückblick in Maddys Vergangenheit ist eine verhältnismäßig ruhige Angelegenheit. Die Handlung umfasst nur wenige Tage und geht sehr ins Detail bei der Beschreibung von Leuten und Umgebungen.
Dennoch ist für mich zu keiner Zeit Langeweile aufgekommen. Im Gegenteil, ich war völlig in diesen englischen Sommer vertieft.
Ich denke, dies spricht für den Erzählstil der Autorin. „Das Leuchten jenes Sommers“ hat auf jeden Fall 5 Sterne verdient und ihr Debütroman ist nun auch auf meine Wunschliste gewandert.