zerstörerische Liebe

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marakkaram Avatar

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"Du bist keine graue Maus, Georgiana Hamilton", sagte ich erbost. "Wer dich kriegt, hat Glück gehabt. Ein Beau also, ja?" Ich lies mir das fremdklingende Wort auf der Zunge zergehen, um etwas Zeit zu gewinnen und mein Entsetzen in den Griff zu bekommen - oder vielleicht nicht Entsetzen, wie sollte ich entsetzt sein, wenn Georgie so stolz und überglücklich war, aber meine Überraschung. "Das ist, äh, toll, Georgie. Du hast gar nichts davon geschrieben."

Cornwall 1939: Die 16-jährige Maddy wartet sehnsüchtig auf die Rückkehr ihrer großen Schwester Georgiana von einer Europareise. Allerdings kommt diese zur großen Überraschung nicht alleine. Georgie bringt den jungen, charismatischen Victor und seine Freunde mit auf das Anwesen der Familie. Maddy ist der junge Mann, obwohl er durchaus nett zu ihr ist, von Anfang an suspekt. Doch was Victor wirklich plant, ahnt auch sie nicht.

Cornwall 2009: Chloe hat alles wovon viele träumen. Verheiratet mit Aiden, einem angesehenen Arzt, wohnt sie in einem schicken Haus, mit teuren Autos etc. Aber die Wohnung ist steril, Aiden fast schon übergriffig bestimmend und ihr wird immer deutlicher bewusst, dass sie in einem golden Käfig sitzt. Da kommt der Auftrag ihrer ehemaligen Chefin, die Schriftstellerin Madeleine Hamilton auf ihrem Anwesen Summerhill zu fotografieren, grade richtig. Aiden sieht das zwar anders, aber Madeleine hat mit ihren Büchern schon immer eine besondere Rolle in dem Leben von Chloe und ihrem Bruder gespielt.

Ich mag Geschichten, die auf zwei Zeitebenen spielen und in denen die Vergangenheit sich erst nach und nach enthüllt. Denn was letztendlich wirklich im Sommer 1939 auf Summerhill geschah, erfährt der Leser erst ganz zum Schluss.

Nicola Scott hat beide Ebenen mit sehr starken, sympathischen Frauen besetzt, deren Leben einem sehr nahe geht. Doch sie fügen sich nicht jammernd in ihr Schicksal, sondern erkämpfen sich ihren Weg.
Was mich persönlich sehr bewegt und zum Nachdenken gebracht hat, ist der jeweils frühe Verlust der Mutter. Das Einnehmen ihres Platzes durch die große Schwester und der so unterschiedliche Umgang damit. Auch das ist ein zentrales Thema des Romans.
Der historische Part, wie z.B. der Kriegsbeginn 1939, ist hingegen nicht mehr als eine Kulisse für Summerhill und spielt nur am Rande eine Rolle.

Das alles sind großartige Zutaten für eine spannende Geschichte.

Allerdings ist der Schreibstil der Autorin sehr weich. Angenehm zu lesen, keine Frage, auch emotional und doch fehlt mir das gewisse Etwas. Ich nenne das immer Bestseller-Schreibstil; angenehm flüssig, aber ohne Ecken und Kanten, was mich persönlich immer ein wenig Tiefe vermissen lässt.

Fazit: "Das Leuchten jenes Sommers" ist ein schöner, solider Roman über die Liebe und der heilenden Kraft der Freundschaft, der mich sehr gut unterhalten hat. Und ich freue mich sehr auf "Zeit der Schwalben", das Debut der Autorin.