Die Anfänge der mobilen Fotografie

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Das Licht im Rücken, historischer Roman von Sandra Lüpkes, 496 Seiten erschienen im Kindler Verlag.
Eine Erfindung erobert die Welt – und bestimmt das Schicksal zweier Familien, die bereit sind, alles zu riskieren.
1914 gelingt dem Tüftler Oskar Barnack der Durchbruch, er hat einen handlichen Apparat entwickelt, der in eine Jackentasche passt und er „schießt“ damit das erste Foto, welches mit einer handlichen Kamera und nicht mit einer kiloschweren Glasplattenkamera aufgenommen wurde. Keiner der abgelichteten Personen, hat bemerkt dass er fotografiert wird, alle bewegen sich ganz natürlich. Barnack arbeitet als Feinmechaniker und Entwickler bei den Leitz-Werken in Wetzlar, die bisher medizinische optische Geräte hergestellt haben. Nur Ernst der Sohn des Firmengründers erkennt das Potential welches in dieser Erfindung steckt und treibt die Produktion der „Leica“, der Leitz-Camera voran. Die Weiterentwicklung der handlichen mobilen Fotografie wird, anhand der Geschichte der Familien Leitz und Gabriel geschildert.
Das Buch teilt sich in sieben Kapitel, jedes Kapitel beginnt mit einer Abbildung des damalig neu entwickelten Modells einer Leica, versehen mit allen Raffinessen der technischen Daten und Details. Die nächste Seite zeigt ein Bild welches mit diesem Modell geknipst wurde und zeigt auf einer schematischen Abbildung der Erde, an welchen Orten und Ländern dieses Modell jeweils verbreitet war. Der Siegeszug dieser revolutionären Erfindung ist somit perfekt aufgezeichnet. Die einzelnen Leseabschnitte aus der Perspektive verschiedener Erzähler sind mit Ort und Datum überschrieben. Auf den vorderen und auf den hinteren Vorsatz- und Nachsatzseiten sind beeindruckende Aufnahmen, der Familie Leitz, und aus dem Zeitgeschehen festgehalten, ich war wirklich erstaunt wie scharf die Fotografien zu dieser Zeit schon waren. Auf den hinteren Seiten ist jedes dieser Bilder näher erläutert. Ein ausführliches Personenregister schließt sich an. Gedanken, Liedtexte und Eigennamen sind kursiv gedruckt und beleben die Geschichte.
Der Beginn des Buches hat mich gefesselt und sofort mitgenommen. Die Erfindungen und Entwicklung der Fotografie haben mich sehr beeindruckt. Doch im weiteren Verlauf begann die Geschichte ihren Reiz auf mich zu verlieren, obwohl ich Bücher aus dem ersten und zweiten Weltkrieg und der Zeit dazwischen unheimlich gerne lese. Ein toll aufgemachtes Buch über eine eigentlich bewegte Zeit, leider etwas zu emotionslos und verhalten dargestellt. Potential dazu, wäre durch die Erlebnisse von Elsie und auch die der Familie Gabriel genügend vorhanden gewesen. Die Personen ganz besonders Elsie sind mir fremd geblieben. Etwas interessanter waren die Abschnitte aus der Sicht von Milan. Eine Lieblingsfigur gab es für mich nicht. Die Sprünge zwischen den Charakteren haben mich aus dem Lesefluss gerissen, spannende Szenen enden abrupt und werden im nächsten Leseabschnitt nur noch am Rande behandelt.
Obwohl hier die Geschichte etlicher sicher ganz besonders markanter Menschen dargestellt ist, auch Zeitkolorit lässt nicht zu wünschen übrig, hat es mich nicht vollständig erreicht. Die Aufmachung ist grandios. Insgesamt reicht es bei mir zu drei von fünf möglichen Sternen. Gerade das, was Ernst der Zweite nicht nur unternehmerisch sondern menschlich während des 2. Weltkriegs geleistet hat, hätte ich mir aufregender gewünscht.
Für Leser die sich für die Fotografie interessieren eine Leseempfehlung. 3 Sterne