Ein Leben mit der Fotografie

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Sandra Lüpkes hat sich mit dem Buch „Das Licht im Rücken“ der Geschichte der Leica, aber noch mehr der Geschichte der Familie Leitz vom Anfang des 20. Jahrhunderts bis zum Ende des 2. Weltkrieges angenommen.

Anfang des 20. Jh. verdiente die Firma ihr Geld noch hauptsächlich mit Mikroskopen und doch gab es damals schon begnadete Tüftler im Unternehmen, die Visionen für die Zukunft hatten. Oskar Barnack ist einer von ihnen, er träumt von und entwickelt an einer Kamera, die in jede Jackentasche passt und bei der es nicht Stunden dauert, bis ein Bild entstanden ist. Auch der Transport der schweren Glasplatten würde der Vergangenheit angehören. Es gehören mutige unternehmerische Entscheidungen dazu, diesen Weg einzuschlagen, Ernst Leitz der Zweite trifft diese Entscheidung und letztendlich gibt der Erfolg dem Unternehmen Recht.

Im Umfeld der Familie Leitz gibt es in Wetzlar mehrere Familien, deren Schicksal im Buch ebenfalls beleuchtet wird. Da ist zum einen die Familie Gabriel, Herr Gabriel ist Jude, seine Frau Christin. Ernst Leitz ist mit Herrn Gabriel schon seit Jugendtagen befreundet. Schon in den 20er Jahren merkt man die ersten Ressentiments in der Stadt, die von den rechten Parteien eifrig unterstützt werden. Die Gabriels betreiben einen Geschenkeladen und Sohn Milan und Tochter Dana helfen schon als Kinder fleißig mit, bis die Schikanen der Nazis die Kunden aus ihrem Laden fernhalten.

Da sind am Rande aber auch Alma und Ulli, die Geschwister Julie und Gustav Schlemm und später die Partner der Kinder Elsie, Ernst und Ludi. Und in den 30er Jahren treten die neuen Machthaber immer stärker in den Vordergrund, so dass die Familie sogar fürchten muss, enteignet zu werden.

Schlaglichter werden in erster Linie auf Ernst den Zweiten und seine Tochter Elsie geworfen, die Söhne sind nur am Rande Teil des Geschehens und selbst Hedwig, Ernsts zweite Frau nach dem Selbstmord seiner ersten Frau Elisabeth tritt selten auf.
Ernst und seine Tochter sind beide mit einem großen Gerechtigkeitssinn ausgestattet, sie gehören für die Nationalsozialisten den falschen Parteien an und sie machen keine Unterschiede zwischen den Rassen. Da können Schwierigkeiten nicht ausbleiben und Elsie wird sie am eigenen Leibe erfahren. Sie hat aber auch das nötige Selbstbewusstsein, sich gegen diese Schikanen zur Wehr zu setzen.

Für mich war das Buch so ein Zwischending zwischen Familienroman und Firmengeschichte. Immer in gewisser Weise neutral, niemals rührselig, selbst wenn die Situation es zugelassen hätte. Diese neutrale Schreibweise macht aber auch die schrecklichen Ereignisse erträglicher.

Das Titelbild zeigt ein Bild, wie es mit der alten Technologie niemals möglich gewesen wäre. Eine Momentaufnahme, vielleicht ein Bild von Danas Überfahrt nach England, die von Sturm und hohen Wellen begleitet war mit dem Licht im Rücken, einem der wichtigsten Lehrsätze für angehende Fotografen.