Weitreichende Folgen einer Erfindung

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Wetzlar, im Jahr 1914, in den optischen Leitz-Werken entwickelt der Erfinder Oskar Barnack einen neuen, handlichen Fotoapparat. Die Leica erlangt schnell in der ganzen Welt Bekanntheit. Unter dem Sohn des Werkgründers Ernst Leitz schreitet die Produktion der Kamera schnell voran. Die nächste Generation ist bereit, das Unternehmen zu führen. Dabei werden die Söhne der Tochter Elsie vorgezogen, obwohl diese Betriebswirtschaft studiert hat. Dann übernehmen in Deutschland die Nationalsozialisten die Macht und dem Demokraten Ernst Leitz droht die Enteignung. Es ist Elsie, die sich mit Mut dem unmenschlichen System entgegenstellt und dabei ihr Leben riskiert. Auch Dana und Milan, Kinder eines jüdischen Ladenbesitzers, dessen Geschäft geplündert wurde, sind in Lebensgefahr. Elsie und die Geschwister kennen sich, werden ihre Schicksale von der Leica mit bestimmt?

Sandra Lüpkes hat die historischen Gegebenheiten zu ihrem neuen Roman umfassend und detailgenau recherchiert, was sich in den Zeilen des Buches widerspiegelt. Mit ihrem flüssigen Schreibstil zieht die Autorin den Leser sofort in Bann. Sie hat ihre Erzählung in der hessischen Stadt Wetzlar angesiedelt, in der Zeit vor dem ersten bis nach dem zweiten Weltkrieg. Breiten Raum nimmt die Entwicklung einer neuen Kamera, der Leica, ein. Der Leser erfährt dabei einige technische Eigenschaften. Sandra Lüpkes hat vor allem mit Elsie, ihrem Vater Ernst, aber auch Mitarbeitern der Leica-Werke starke, entschlossene Charaktere geschaffen, die für ihre Ziele kämpfen. Das trifft besonders auf die Zeit des Nationalsozialismus zu. Ernst Leitz bleibt menschlich und stellt jüdische Mitarbeiter ein. Elsie hilft verfolgten Juden aktiv, stellt sich den Nazis entgegen und gerät in Gestapo-Haft. Ihre langjährige Freundin Julie hingegen wird in dieser Zeit zur Verräterin. Die Autorin hat ihre Figuren sehr authentisch dargestellt. Sie orientiert sich an realen Fakten und historischen Personen. Ernst Leitz, Tochter Elsie, weitere Familienangehörige sowie Julie haben tatsächlich gelebt. Fiktiv in die Erzählung wurde die jüdische Familie Gabriel und ihr Haus der Präsente eingeflochten. Das weitere Schicksal der Geschwister Dana und Milan hat die Entwicklung der Leica zu einem großen Teil bestimmt. Auch die in dieser Zeit geltenden gesellschaftlichen Normen fließen in den Roman ein. Obwohl Elsie ein volkswirtschaftliches und juristisches Studium erfolgreich abgeschlossen hat, bleibt ihr die Führung des Familienunternehmens verwehrt. Ihre Brüder werden ihr vorgezogen. Die Kapitel des Buches sind zu besseren Orientierung mit Jahreszahlen versehen. Ich vergebe für diesen fesselnden Roman fünf Sterne und spreche eine Kaufempfehlung aus.