Heile Welt im besten Sinne

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throughmistymarches Avatar

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Ich verwende das Wort ungern, weil es bei Buchblogger:innen inflationär verwendet wird, aber „Das Licht in den Birken“ war ein Wohlfühlbuch.
Nach über 20 Jahren kehrt Thea zurück nach Deutschland, nachdem sie in Portugal als Ziegenhirtin lebte. In der Lüneburger Heide zieht sie mit ihren beiden Lieblingsziegen beim wortkargen Eigenbrötler Benno ein, der auf seinem Gnadenhof Wohnungen ausgebaut hat, um irgendwie den Hof zu retten. Schon bei der ersten Begegnung ecken die beiden, die unterschiedlicher nicht sein könnten, an. Dann taucht noch Juli auf, die nach dem Abi zu Fuß nach Amsterdam wollte, nun aber mit einer Fußverletzung auf dem Hof festsitzt.
Alle haben ein Geheimnis, keines davon ist wirklich überraschend, aber bei der dichten, atmosphärischen Sprache störte mich das kaum. Bald haben Thea, Benno und Juli ein gemeinsames Ziel: den Gnadenhof retten. Dafür stellen sie ihre persönlichen Probleme hinten an, aber auch irgendwie nicht, denn durch die gemeinsame Arbeit und das Zusammenleben beginnen sie, sich einander zu öffnen. Manchmal in Zweiergesprächen, manchmal zu dritt am Küchentisch, manchmal bei der Selbstreflexion während einsamer Spaziergänge. Streit gibt’s, unschöne Worte, Verletzungen, aber auch Entschuldigungen und Gespräche. Das ist einerseits wirklich unrealistisch, hin und wieder musste ich schmunzeln, weil es mich gar an eine Art Gruppentherapie erinnerte. Aber das war auch erstaunlicherweise genau das, was ich als Wohlfühlaspekt der Erzählung wahrnahm: es könnte so schön sein, wenn wir uns alle mehr so verhalten würden.

Spoiler: Es gibt Happy End um Happy End – tatsächlich ein bisschen kitschig und auch der Grund, warum ich keine 5 Sterne vergebe, aber gleichzeitig wäre ich mit nichts anderem zufrieden gewesen.