Die Hundertjährige, die das Schiff bestieg und verschwand...

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tina_24_7 Avatar

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Inge, fast 100 Jahre alt, und ihre Urenkelin Swantje machen sich von Föhr aus auf den Weg nach New York, wo Inge nach dem 2. Weltkrieg ihr halbes Leben verbrachte.
Während der Überfahrt lässt Inge die Leserin an ihrem bewegten Leben im Land der unbegrenzten Möglichkeiten teilhaben. Sie schaffte es buchstäblich von der Tellerwäscherin bis zur fast-Millionärin. Wie ihr dabei die Gemeinschaft der ausgewanderten Föhrer, neue und alte Bekannte halfen oder in die Quere kamen, erfahren wir auf 460 kurzweiligen Seiten.
Janne Mommsen, der Föhr-Spezialist, der bislang für Feel-good-Literatur bekannt ist, schafft es in diesem Buch, mit leichter Hand eine sehr bewegte Lebensgeschichte zu schildern.
Wichtigstes Thema des Buches sind Freundschaften. Die einen begleiten Inge ein Leben lang, andere sind eher kurzfristig. Alle gehören sie aber zum Gesamtwerk "Leben".

Ich habe mit Inge gehofft und mich gefreut, mit ihr gelitten und ihre lebensfrohe Art bewundert.
Der Autor brilliert mit sehr gut recherchierten Details aus dem Leben der Exil-Föhrer und weiß genau, wie der Alltag in Manhatten in den 50er bis 70er Jahren aussah.
Mir hat die Lektüre dieses Auftakts einer angekündigten Trilogie gefallen.

Die Sprache ist einfach gehalten und auch die Beziehungen und das Innenleben der handelnden Personen werden größtenteils eher oberflächlich abgehandelt. Da wäre meiner Meinung nach mehr möglich gewesen.
Fans von Mommsens Insel-Büchern kommen hier aber sicher abseits der bisherigen Spielorte auf ihre Kosten.
Und wer wissen möchte, warum Inge überhaupt mit gerade 24 Jahren ihre geliebte Heimat verließ, dem kann ich dieses Buch nur ans Herz legen.