Ein Leben zwischen zwei Welten

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Bei Janne Mommsens neuestem Roman hat mich die Covergestaltung mit dem Meer und der Farbgestaltung und dem Bild einer Frau, die vermuten lassen, dass es sich um einen historischen Roman handelt, direkt angesprochen. Auch der robuste Einband mit der rauen Haptik gefällt mir. Nur ein Bändchen als Lesezeichen wäre bei dieser hochwertigen Aufmachung und der etwas höheren Seitenzahl noch schön und hilfreich gewesen.

Im Mittelpunkt der Handlung steht die fast hundertjährige Inge Martensen, die auf Föhr geboren wurde und aufgewachsen, dann aber kurz nach Ende des Zweiten Weltkrieges nach New York ausgewandert ist, wo sie zunächst im Deli eines anderen ehemaligen Föhrers arbeitete und Anschluss in der doch recht großen Community von ausgewanderten Föhrern und Amrumern in New York fand. Irgendwann kehrte sie dann aber auf ihre Heimatinsel zurück und reist nun, kurz vor ihrem 100. Geburtstag mit ihrer Urenkelin Swantje auf einem Kreuzfahrtschiff in die amerikanische Metropole, um noch einmal die Orte zu sehen, mit denen sie so viele Erinnerungen verbindet, und ihrer Urenkelin zugleich neue Horizonte zu eröffnen.

So wird die Geschichte auf zwei Zeitebenen erzählt, der Schiffspassage in der Gegenwart und Inges Erinnerungen an ihre bewegte Vergangenheit. Ich fand es sehr interessant, mehr darüber zu erfahren, wie das Leben der ausgewanderten Insulaner in den USA so aussah und war doch überrascht, wie viele es, bezogen auf die doch eher geringe Einwohnerzahl der beiden Nordfriesischen Inseln, doch waren und wie sie auch dort weiter ihre Gemeinschaft pflegten. Besonders beeindruckend ist dabei natürlich der Weg, den Inge gegangen ist, zumal dieser nicht frei von Schicksalsschlägen war. Auch Swantje ist mir sehr sympathisch, wie sie sich auf der Suche nach ihrem eigenen Weg nicht unter Druck setzen lässt und auch ihre Uroma bei dem unterstützt, was sie vorhat, ohne auf deren hohes Alter als Hinderungsgrund zu verweisen. Auch über das Leben noch fast ohne Tourismus auf der Insel Föhr, die ich nur aus der heutigen Zeit kenne, erfährt man recht viel. Der Schreibstil des Autors ist gewohnt gut lesbar und die Geschichte fesselnd, sodass man das Buch kaum aus der Hand legen kann.