Föhr und Manhattan - man schnackt Fering

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Die Romane von Janne Mommsen habe ich erst in den letzten Jahren für mich entdeckt, aber fast alles inzwischen gelesen. Erstmals erzählt Janne Mommsen eine Geschichte mit zwei Zeitebenen, die neben Föhr, auch in Manhattan spielt. Durch seine anderen Föhrer Inselgeschichten habe ich bereits von der unglaublichen und besonderen Verbindung gelesen. Der auf der deutschen Insel lebenden Föhrer, zu den in Nähe NY lebenden Auswanderer und ihrer Nachkommen.

1947 - Inge erhält mit 24 Jahren ganz kurzfristig die Chance, auf der anderen Seite des großen Teiches, ein anderes Leben anzufangen. Dort gibt es, man mag es kaum glauben, eine Föhrer Gemeinschaft. Sie kann in Gerts Deli arbeiten, lernt nebenbei englisch, doch mit der Föhrer Dialekt Fering fällt das Ankommen leichter. Trotzdem möchte sie nicht lange dortbleiben. Das Leben kommt anders, Inge verliebt sich und es bieten sich dort bessere Chancen, Geld zu verdienen.

2022 Vor dem hundertsten Geburtstag besteigt Inge (stark, modern und bemerkenswert) mit ihrer Urenkelin Swantje erneut das Schiff in Richtung der Freiheitsstatue. Die Überfahrt nutzt sie, um Swantjes Fragen zu beantworten und sich zurückzuerinnern. Sie erzählt von ihrem Anfang in Amerika, ihrem Leben dort, mit der Verbindung und der Sehnsucht nach Föhr. Kurze Abschnitte in der Gegenwart bilden die Brücken zum damals ausführlich beschriebenen Inge-Leben.

Das Buchcover und die Buchausstattung heben sich ganz deutlich als der neue und andere „Mommsen“ hervor. Ein edles Hardcover mit coloriertem Fotocover, ohne Schutzumschlag, in den Farben von Meer und Sonne.

Aus meiner eigenen Familie kenne ich das Privileg, wenn Hundertjährige aus ihrem Leben erzählen – die erlebte Zeitgeschichte. Mir hat sehr gut gefallen, zu erfahren, wie es den Föhrer Auswanderern in den USA ergangen ist, so kurz nach dem Krieg, miterlebt von Inge.

Janne Mommsen beweist mit diesem Buch, dass er auch die neue Erzählart beherrscht. Er beschreibt sehr lebendig und auch detailliert. Geschichtliche Ereignisse verwebt er geschickt in seiner Erzählung über 51 kurze Kapitel. Wer andere Bücher von Janne Mommsen gelesen hat, wird auch Namen finden, die in den bisherigen Gegenwartserzählungen auftauchen. Viel Kopfkino hatte ich beim Lesen.

Ich freue mich schon sehr auf die Fortsetzung, denn noch einige Jahre von Inges Leben sind aufzuschreiben. Ich spekuliere im Stillen etwas vor mich hin und bin sehr gespannt, ob meine Ideen und Gedanken richtig sind.

Langsamleser werden womöglich ein Personenverzeichnis oder einen Stammbaum vermissen. Leser, die nun auf die Fortsetzung warten müssen, freuen sich dann nächstes Jahr bestimmt, wenn sie dieses dort vorfinden. Vielleicht findet sich auch für „Inge´s magic potato salad“ ein Plätzchen.

Der Roman hat Potential für ein Monatshighlight. Ich empfehle ihn gern weiter.
Föl Toonk, Janne Mommsen.