Von Föhr nach New York und zurück

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern
rosenfreund Avatar

Von

Bei dem Namen des Autors denkt man zunächst an eine Frau, besonders, da die Protagonistin des Buches weiblich ist. Auch sonst weist alles auf eine einfühlsame, sensible Autorin hin, denn der Stil spricht auch mich, als Mann durch die Art und Weise der unaufgeregten und emotionalen Erzählung an, die sehr viel über den Seelenzustand der Protagonistin vermittelt, und zur Identifikation beigetragen hat.
Es ist die Geschichte der fast hundertjährigen Inge, die als junge Frau von Föhr nach Manhattan ausgewandert ist. Dort traf sie auf zahlreiche Personen aus Föhr und Amrum, die Fering, das Föhrer Platt, sprechen. Aber es zog sie zurück nach Hause, nach etlichen Jahren. Nun fährt sie mit dem Schiff noch einmal mit ihrer Urenkelin nach Manhattan zurück, um alte Eindrücke zu verarbeiten und ihren Seelenfrieden zu finden.
Wir bekommen Einblicke in das karge Leben auf Föhr , während Inges Kindheit, was mich auch an meine Kindheit und die Kindheit meiner Mutter erinnert.
Das Cover gefällt mir sehr gut. Die Farbgebung und die romantisierte Darstelung des Meeres passt sehr gut zu der Geschichte, in welcher die Kontraste des Lebens auf Föhr und in der Millionenstadt New York sehr gut herausgearbeitet werden.
Die Heimatverbundenheit und ihre Angst vor der fremden Sprache und dem hektischen Leben in New York werden sehr gut nachvollziehbar dargestellt. Dabei wird immer nur leicht angetippt, dass es ein Ereignis gab, welches ihren Aufbruch von Föhr notwendig macht. Das erzeugt natürlich Neugier und Interesse.
Inge musss die Zähne zusammenbeißen, auch wenn es nicht so läuft, wie sie es sich erträumt hat. Aber sie kämpft mit viel Fleiß, Ausdauer und Ehrgeiz. Die Charaktere wirken sehr real, authentisch und auch freundlich und sympathisch.
Inge durchlebt das Leben von Frauen in der Nachkriegszeit, die den Mut haben (müssen), den eigenen weg zu finden mit viel Willenskraft. Der historische Hintergrund ist sehr gut recherchiert.

Inge will Swantje, ihre Urenkelin, mit ihren tollen Ideen aus dem Bereich der Mode unterstützen und ihr helfen, in New York im Modebusiness entdeckt zu werden. Wird ihr Plan aufgehen?
Die zwar schüchterne Swantje ist dynamisch und sehr kreativ. Sie entwirft unter anderem Föhrer Trachten, die der neuen Zeit angepasst sind, mit vielen gewagten , tollen Veränderungen. Auch sie ist ein Beispiel für eine junge Frau, die hoffentlich ihre eigenen Weg findet. Wird auch sie, wie ihr Uroma, ein Leben zwischen den Meeren, von Föhr nach New York und zurück führen?
Insgesamt haben wir hier einen sehr warmherzigen Roman, der mich zum Nachdenken angeregt hat. Er sollte das auch bei vielen Leser*innen erreichen.