Der große deutsch-deutsche Roman

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Mit seinen knapp 850 Seiten hat man an "Das Licht zwischen den Schatten" von Michaela Beck vergleichsweise lange zu lesen. Dafür lohnt es sich aber auch. Mich hat die "deutsche Familiengeschichte", so die nähere Bezeichnung des Romans, jedenfalls von der ersten Seite an gepackt.

Drei Zeiten des 20. Jahrhunderts werden anhand von drei Menschen beschrieben. Bereits der Untertitel deutet natürlich darauf hin, dass die drei Protagonisten zusammengehören. Wie bei einer Kriminalgeschichte erhält der Leser immer wieder kleine Hinweise, die er selbständig miteinder verknüpfen kann.

Zur Aufteilung des umfangreichen Werks gehört darüber hinaus die Fünfteilung. Fünf große Kapitel stehen unter jeweils einem größeren Thema, das häppchenweise einem vorgestellten Gedicht entnommen wird. Die Überthemen sind hier Liebe und Beziehung. Man verliebt sich, es folgt kein Happy-end, man muss flüchten und trifft sich schließlich wieder. Im Prinzip ein klassisches Thema - so alt wie die Menschheit.

Doch von Michaela Beck glänzend umgesetzt und ins Deutschland des vergangenen Jahrhunderts übersetzt. Teil 1 beginnt mit Konrad im Jahr 1919, Brigitte 1950 und André 1976. Der Roman endet 1989. Dazwischen werden die Charaktere erwachsen. Sie müssen sich in den jeweils herrschenden Systemen zurechtfinden und sich entscheiden, ob sie mitmachen, protestieren, dagegen agieren oder weglaufen. Neben der Liebe bestimmt mehr und mehr die jeweilige Herkunft der drei ihr Leben. Woher komme ich? ist die alles entscheidende Frage. Und was mache ich daraus?

Der Roman beginnt kurz nach dem Ende des Ersten Weltkriegs, als sich auch das Deutsche Reich fragt: Wer bin ich eigentlich? Das Erstarken des Nationalsozialismus wird anhand weniger Schicksale beleuchtet, ebenso wie die Nachkriegszeit in beiden deutschen Ländern, der kalte Krieg, deutsche Verbindungen zu Südamerika, der Sport in der DDR, der Linksextremismus in der BRD, der Kalte Krieg. All das ist kenntnisreich und authentisch geschildert. Kein Satz ist hier zuviel.

Fazit: "Das Licht zwischen den Schatten" ist für mich das beste Buch dieses Jahres und endlich der deutsch-deutsche Roman, der bisher fehlte. Dieses Buch sollte jeder gelesen haben.