Manchmal braucht es ein ganzes Leben..

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gtotter Avatar

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Was für ein Buch! Obwohl es mit nicht mal 200 Seiten, inklusive Quellverweisen, ein eher dünnes Büchlein ist, habe ich mehrere Tage zum Lesen gebraucht. Einfach weil es mich immer wieder zum Nachdenken angeregt hat.

Es ist keine einfache Lektüre, schonungslose ehrlich und wahnsinnig mutig. Helene Bracht schreibt über ihr Leben. Den sexuellen Missbrauch, den sie als Kind erlebt hat und die Beziehungen die sie danach hatte. Aber auch über ihr Leben als Single-Frau.

Normalerweise schweigt man. Verdrängt die unangenehmen Themen. Schämt sich. Versucht sich unsichtbar zu machen. Doch warum eigentlich? Warum fällt es uns so schwer offen darüber zu reden, wenn unsere Beziehungserfahrungen nicht dem Klischee entsprachen? Warum schämt man sich, wenn man betrogen wurde? Und es eigentlich hätte merken müssen?

Bracht hat den Mut offen über ihre Beziehungserfahrungen zu schreiben. Das finde ich wahnsinnig inspirierend. Und es hat mich zum Nachdenken gebracht. Ich habe damit begonnen meine Beziehungserfahrungen ebenfalls niederzuschreiben. Nur für mich. Vorerst.

Das Buch ist auch spannend, man fiebert mit der Autorin mit. Manchmal möchte man schreien: Nein, mach das nicht. Bitte nicht Hartfried! Interessanterweise ist die Autorin Psychologin. Immer wieder analysiert sie ihr Verhalten und bringt verschiedene psychologische Konzepte ins Spiel. Beim ersten Mal lesen hat mir das recht wenig gebracht. Erst beim Wiederlesen konnte ich damit was anfangen.