Gelungene Krimiunterhaltung

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern
laberladen Avatar

Von

Darum geht’s:

Der Journalist Jan Römer und seine Kollegin Stefanie, von allen nur Mütze genannt, sind auf der Suche nach alten, ungelösten Kriminalfällen, die sie in der beliebten Rubrik ihrer Zeitung vorstellen können. Der ungeklärte Mord an der jungen Sonja Risse aus dem Jahr 1997 scheint Potenzial zu haben, denn ihre Leiche wurde, in ein rotes Kleid gehüllt, neben sich eine Spieluhr mit einem Kinderlied, auf einem einsamen Berg im Sauerland gefunden. Der Exfreund hat ein bombensicheres Alibi und weitere Verdächtige gab es nicht.

So fand ich’s:

Jan Römer war mir sofort sympathisch und seine pfiffige Kollegin mit dem Spitznamen Mütze ebenso. Auch wenn der „cold case“ Kriminalfall in der Erzählung Vorrang hat, bekommen wir doch einen guten Einblick in Jans momentan schwieriges Privatleben, denn seine Exfrau will nach Bayern ziehen und den gemeinsamen Sohn mitnehmen. Jans Meinung und sein Bedürfnis, Zeit mit seinem Sohn zu verbringen, zählen da wenig und diese Hilflosigkeit lässt ihn regelmäßig wütend werden. Mütze scheint auch ein paar Dinge mit sich herumzutragen, doch sie ist hier eher als gute Freundin Jans, fleißige Faktenbeschafferin und mutige Ermittlerin tätig und ich habe sie nicht so gut kennengelernt, wie ich es gerne hätte. Unterstützt werden die beiden von Jans bestem Freund Arslan, einem ehemaligen Profiboxer, der Probleme lieber handgreiflich löst, als sie auszudiskutieren und der mir mit seiner erfrischend bodenständigen Art ebenfalls sehr gut gefallen hat.

Der Fall scheint zuerst recht überschaubar. Eine junge Frau wird in der Provinz erstochen und auch die beiden Journalisten vermuten den Mörder in ihrem persönlichen Umfeld. Was sie dann aber nach und nach ausgraben, nimmt Dimensionen und eine Komplexität an, mit denen weder die zwei Presseleute noch ich gerechnet haben. Dabei wird es niemals verwirrend oder zu komplex, was ich sehr begrüßt habe, denn dadurch lässt sich dieser Krimi durchgehend flott und flüssig lesen, ganz ohne „wie war das gleich nochmal“-Momente. Die Polizei spielt in diesem Buch kaum eine Rolle, denn die beiden Journalisten übernehmen Befragungen und Recherchen und öffnen Türen, die für lange Zeit oder schon immer verschlossen geblieben waren.

Die Story hatte mich von Anfang an am Haken und hat mich bis zum Schluss nicht losgelassen. Es gibt Verdächtige, die durch ihr Verhalten meine Vermutung bestätigten, dann aber widerlegten, und sich später neu verdächtig machten. Die Auflösung war glaubhaft und schlüssig, aber ich habe sie überhaupt nicht kommen sehen.

Dank eines bei Vorablesen gewonnenen Exemplars des Buches bin ich mit diesem dritten Band in die Jan Römer Reihe eingestiegen. Ich hatte nicht das Gefühl, dass man die vorhergehenden Bände unbedingt zuerst hätte lesen müssen, aber ich habe vor, das jetzt doch noch zu tun, denn „Das Lied der toten Mädchen“ fand ich richtig klasse.