Das Lied des Blutes

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Inhalt

Auf der schicksalsträchtigen, letzten Reise von Vaelin Al Sorna soll Lord Vernies, der Geschichtsschreiber des Kaiserreiches, dessen Lebensgeschichte dokumentieren und allem Folgenden beiwohnen.
Vaelin ist zehn, als sein Vater, das Schwert des Königs, ihn unerwartet zum sechsten Orden bringt, damit er dort das Handwerk eines Kriegers erlernt. Die Ausbildung scheint unmenschlich, doch Vaelin versteht es, sich durchzubeißen und findet Kameraden und Brüder fürs Leben. Er verliebt sich in eine Schwester aus dem Heilerorden, obwohl sie wohl nie zusammen sein können. Er wird Spielball des Königshauses, zu dessen Erstem Kämpfer er wird. Er verdient sich zahlreiche Auszeichnungen, wird zum unbarmherzigen Kriegsherren, der Feind nennt ihn Hoffnungstöter. Und da ist auch noch eine geheime, magische Kraft die ihm innewohnt - eine, die in seinem Heimatland verboten ist.

Meinung

Ryan hat seinen Roman zunächst selbst veröffentlicht, bis ein Verlag auf ihn aufmerksam wurde und ihn einkaufte. In einem Interview war nachzulesen, dass der Autor ersteinmal ohne jedwede Planung sein doch recht seitenstarkes Werk niedergeschrieben hat, was die späteren größeren Sprünge in der Handlung erklären könnte. Es ist nichts, was großartig stören würde, so wie es generell nicht viel gibt, was stört; hier findet kritteln auf hohem Niveau statt, wenn überhaupt.
Ryan beginnt mit der Rahmenhandlung: Vaelin ist auf dem Weg zu dem Duell, das einer Hinrichtung gleichkommt - seiner. Er wirkt nach langer Gefangenschaft recht entspannt und erzählt dem Schreiber seine Geschichte. Diese wird immer mal wieder von Ereignissen eben dieser Rahmenhandlung auf dem Schiff kurz unterbrochen und an anderer Stelle fortgesetzt. Dabei folgt man Vaelins Leben chronologisch in einem fort. Obwohl es im Prinzip nicht sonderlich spektakulär ist, was geschieht und auch nicht sehr gewaltätig (so ist der Titel nämlich nicht gemeint) oder eindringlich, liest sich alles mehr als flott weg. Und unterhält so bestens.
Das Ende des Buches ist auch das Ende der Rahmenhandlung, Vaelin tritt zum Kampf an. Obwohl es offenbar noch mehr Bücher geben wird, kann dieses hier jedoch als in sich abgeschlossen betrachtet werden.
Vaelin ist von Anfang an ein äußerst sympathischer Charakter, auch wenn er mitunter ein wenig zu sehr zum Überhelden mutiert. Das jedoch wird oft sofort von Handlungssequenzen ausgeglichen, in denen der junge Mann etwas gegen seinen Willen tun muss. Meist handelt es sich dabei um einen Befehl des Königs oder einen Erpressungsversuch der Prinzessin. Er entscheidet auch nie wirklich selbst wo und wie er sein Leben verbringen will - eine Sache, die der Eintritt in den Ordnen aber von Beginn an ausgeschlossen hat.
Auch seine Mitbrüder und Kameraden werden aus seinen Augen betrachtet zu lebendigen Figuren, so eigen und individuell gestaltet, dass sie Vaelin kaum nachstehen. Jeder hat eine eigene Geschichte, einen eigenen Hintergrund mit auf den Weg bekommen und versucht nun, das beste daraus zu machen.
Die Welt, in der Ryan seine Figuren angesiedelt hat, ist nicht sehr komplex, aber äußerst anschaulich dargestellt. Einen Großteil des Buches kommen die jungen Anwärter aus dem Ordenshaus ohnehin nicht heraus, allenfalls zu Prüfungen in den Wald. Ein kurzer Ausflug in die nahegelegene Stadt bringt erstmalig etwas Welt ins Geschehen. Später müssen die Brüder in andere Ordenshäuser, die nun ebenfalls das erste Mal erwähnt werden und einen neuen Aspekt des Landes und seines Glaubens zeigen. So geht es Stück für Stück in der Handlung vorwärts, so dass der Leser Zeit genug bekommt, sich mit den Gegebenheiten anzufreunden.
Vaelin hat sein Schicksal so gut wie nie selbst in der Hand, wird oft eher zufällig zu dem, was ihm einen eigenen Namen oder Titel verliehen wird. Er ist ein sehr selbstkritischer Charakter, bereut und hinterfragt die Dinge.
Hier wird kein Rad neu erfunden, aber dieses dreht sich ziemlich zackig, trotz fast achthundert Seiten ist kein Wort zu viel (obwohl es doch manchmal Längen hat). Das Ende kommt für mein Empfinden zu schnell und unbefriedigend, mag aber durch die Fortsetzung ausgebügelt werden.
"Das Lied des Blutes" ist eine klassische Fantasyerzählung, begleitet einen Jungen bis ins Mannesalter, erzählt von Brüderlichkeit und Liebe ebenso wie von Intrigen, Kämpfen und Tod - und mittendrin Vaelin al Sorna, der sich, anders als so mancher Kamerad und Leser, keine Illusionen über sich und seinen Platz in der Welt macht. Er ist das eine und wünscht sich das andere. Er ist der eine, ohne es zu sein. Dem Fantasyleser sind auf jeden Fall einige ausgesprochen unterhaltsame Stunden versprochen.

Rabenschatten:
1. Blood Song (Das Lied des Blutes)
2. Tower Lord
3. Queen of Fire