Eine Dystopie mit wirrem Schreibstil

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jjs_welt Avatar

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Bei diesem Roman bin ich teilweise an die Grenzen meiner Geduld für ein Buch geraten. Der Schreibstil ist sehr lyrisch gehalten, wenn man es so bezeichnen möchte, und es wollte einfach kein Lesefluss entstehen. Dialoge, Gedanken, Träume sind alle einfach aneinandergereiht und es ist dem Leser überlassen, diese logisch zu ordnen.
Sehr schade, denn Thema und Cover fand ich wirklich sehr interessant. Ich finde das Cover schön gestaltet. Es hat kein konkretes Motiv, so scheint es, aber das Ungreifbare passt sehr gut zum Inhalt des Buchs.
Eilish ist Mutter von vier Kindern, verheiratet und kümmert sich auch noch um ihren sturen Vater, der mit zunehmender Demenz zu kämpfen hat. Langsam aber sicher verbreitet sich im Lande Unruhe und Meinungsfreiheit wird immer mehr zu einem fernen Konzept. Wie so oft, nimmt auch Eilish‘ Familie dies zunächst nicht ganz so ernst, was soll denn schon groß passieren? Aber kaum versieht sie sich, ist die Bedrohung näher als sie es sich je vorzustellen gewagt hatte.
Eilish wird vor viele Entscheidungen gestellt und ist zerrissen zwischen ihren Rollen als sorgende Mutter, Ehefrau und Tochter in einer Welt, die einst sicher schien, aber jetzt keinen Halt mehr bietet. Sie selbst scheint gar nicht mehr wirklich für sich selbst zu existieren, ihre Aufgaben und Entscheidungen scheint sie kaum mehr selbst zu wählen und zu fällen, es geht nur noch ums Funktionieren und Versorgen…Und Hoffen…Hoffnung spielt eine große Rolle in diesem Buch, wenn sie auch zu Entscheidungen führt, die stellenweise nicht ganz nachvollziehbar sind. Oder vielleicht sind sie dies nur für mich. Eine Leserin, die zum Glück nicht in dieser Situation steckt und auch noch keine Kinder hat, sondern größtenteils für sich selbst entscheiden könnte, würde diese Dystopie Realität.
Mein Fazit ist wirklich zwiegespalten. Einerseits ist das Thema gut aufgegriffen und der schleichende Prozess des Verlusts der eigenen Sicherheit und des Ausbruchs des Chaos ist gut dargestellt. Andererseits macht es der Schreibstil, die langen Kapitel und die Aneinanderreihung wirrer Gedanken, Träume und Dialoge einfach schwer, das Buch wirklich zu mögen.