Fliehen oder bleiben?
Von Beginn an ist in Das Lied des Propheten eine bedrückende Stimmung fühlbar: Vor der Tür von Eilishs Haus stehen zwei Polizisten, die mit ihrem Mann Larry, einem Gewerkschaftsfunktionär, sprechen wollen. Einige Tage später wird Larry verhaftet und verschwindet einfach. Allmählich zeigt sich den Lesern, dass in Irland ein totalitäres Regime herrscht, dass von Tag zu Tag mehr an Macht gewinnt und die Menschen immer stärker unterdrückt. Eilishs fast siebzehnjähriger Sohn schließt sich bald einer Widerstandsbewegung an und verschwindet ebenfalls. Eilish ist nun mit ihren drei anderen Kindern, zwei Teenager und ein Baby, auf sich gestellt. Sie denkt über eine Flucht nach, hat aber Bedenken, ihren dementen Vater alleine zu lassen. Auch als ein Bürgerkrieg ausbricht, zögert Eilish nach.
Ich konnte das Buch nur langsam lesen. Das lag an der bedrohlichen, teilweise niederschmetternden Stimmung. Diese wird nicht nur durch die Geschehnisse, sondern auch durch den Schreibstil erzeugt , der weitgehend auf Absätze und komplett auf Anführungszeichen verzichtet. Er gibt der Geschichte etwas atemloses. Er wurde in einigen Rezensionen kritisiert, ich finde ihn aber sehr passend.
Das Buch hat 2023 sehr verdient den Booker Prize gewonnen. Das Thema ist leider nach wie vor sehr aktuell. Teilweise fühlte ich mich an 1984 erinnert.
Bei Eilish taucht immer wieder der Gedanke auf: „Wieso bei uns, wir sind doch ein zivilisiertes Land.“ Das zeigt auch, wie schnell sich bestimmte Zustände ändern, wenn sie als selbstverständlich hingenommen werden und nicht gegen die Demokratie bedrohende Elemente gekämpft wird. Gleichzeitig stellt sich auch die Frage: Was wäre, wenn wir plötzlich diejenigen wären, die fliehen müssen, die mit Schlauchbooten übers Meer fahren? Hätten wir rechtzeitig die Zeichen erkannt und das Land verlassen?
Das Lied des Propheten ist ein sehr vielschichtiges Buch, das vielleicht nicht immer leicht zu lesen ist, die Mühe aber Wert ist.
Ich konnte das Buch nur langsam lesen. Das lag an der bedrohlichen, teilweise niederschmetternden Stimmung. Diese wird nicht nur durch die Geschehnisse, sondern auch durch den Schreibstil erzeugt , der weitgehend auf Absätze und komplett auf Anführungszeichen verzichtet. Er gibt der Geschichte etwas atemloses. Er wurde in einigen Rezensionen kritisiert, ich finde ihn aber sehr passend.
Das Buch hat 2023 sehr verdient den Booker Prize gewonnen. Das Thema ist leider nach wie vor sehr aktuell. Teilweise fühlte ich mich an 1984 erinnert.
Bei Eilish taucht immer wieder der Gedanke auf: „Wieso bei uns, wir sind doch ein zivilisiertes Land.“ Das zeigt auch, wie schnell sich bestimmte Zustände ändern, wenn sie als selbstverständlich hingenommen werden und nicht gegen die Demokratie bedrohende Elemente gekämpft wird. Gleichzeitig stellt sich auch die Frage: Was wäre, wenn wir plötzlich diejenigen wären, die fliehen müssen, die mit Schlauchbooten übers Meer fahren? Hätten wir rechtzeitig die Zeichen erkannt und das Land verlassen?
Das Lied des Propheten ist ein sehr vielschichtiges Buch, das vielleicht nicht immer leicht zu lesen ist, die Mühe aber Wert ist.