Wichtiges Thema - ermüdender Roman
Der Entwurf für Dystopien für eine unmittelbar bevorstehende Zukunft kommen selten aus der Mode, heißen sie nun "1984" oder "Unterwerfung" oder eben "Das Lied des Propheten". Während die ersten beiden vor allem von ihrer Idee leben versucht sich David Lynch (jedenfalls in der Übersetzung) auch sprachlich hervorzutun; Bsp.: "Der dunkelnde Garten birgt keine Wünsche mehr, denn etwas von diesem Dunkel ist ins Haus gekommen." Thematisch ist alles noch sehr verworren, eine neue Staatsordnung in Irland, eine Notverordnung, eine Beschuldigung - Handlung, Denken und Sprechen gleiten bisher einfach so dahin, ein warmer Fluss aus Worten, der die drohende Gefahr eher herunterspielt als sie ins Zentrum zu stellen. Immer mehr bedroht der autoritäre Staat das eigene Leben, die eigene Familie, das eigene Überleben, und das alles in einem Duktus, der den Leser einlullt, ihn die Gefahr nicht bemerken lässt. Nicht einmal der Bürgerkrieg scheint ins Gewicht zu fallen - was am Ende bleibt ist die Flucht über das Meer. Spätestens hier muss jedem klar werden, dass dieses Buch um Verständnis für die Situation von Flüchtenden weltweit wirbt! Die Kunstsprache mag dem Thema angemessen sein, ist aber ermüdend, als Leser ertappe ich mich spätestens ab der Hälfte des Romans, Seiten nur noch quer zu lesen. Ein letztlich doch zwiespältiger Eindruck!